Als erstes Bundesland spart Schleswig-Holstein beim Zugverkehr
Schleswig-Holstein, das Urlaubsland im hohen Norden, streicht eine Reihe von Zugverbindungen zwischen Hamburg, Flensburg, Kiel und auch in Richtung Sylt. Aus Kostengründen. Als erstes Bundesland zieht Schleswig-Holstein Konsequenzen aus der Ankündigung des Bundes, Zuschüsse in Millionenhöhe zu kürzen. Andere Länder werden folgen.
Seit jeher leben die Schleswig-Holsteiner mit schlechten Bahnverbindungen. Wer schnell bei einer Fernreise ans Ziel kommen möchte, stellt sein Auto in Hamburg ab und reist von der Hansestadt weiter. Die Anschlussverbindungen entsprechen nicht zeitgemäßen Ansprüchen. Schleswig-Holstein hat auf der Schiene den Anschluss verloren. Das Land verfügt deutschlandweit über das schlechteste Schienennetz und belegt den letzten Platz bei der Elektrifizierung. Zu diesem Desaster halten sich selbst die Grünen, Koalitionspartner der CDU-Landesregierung, im Hintergrund. Abgesehen von der einmal im Monat ausgerufenen Forderung nach einem Tempolimit auf Autobahnen und Landstraßen ist verkehrspolitisch von den Grünen im Landtag nichts zu hören. Klimaschutz avanciert – was den Bahnverkehr angeht – zum Fremdwort.
Dies hält den Kieler Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) nicht davon ab, zwei Prozent seiner Bahnverbindungen zu streichen. Der aus Dänemark stammende Minister begründet dies mit dem Wegfall von Regionalisierungsmitteln des Bundes – es geht um insgesamt 570 Millionen Euro für die kommenden acht Jahre. Zudem werde das Land mit 52 Millionen Euro als Zuschüsse für das Deutschlandticket belastet, fügt Madsen hinzu.
Vor allem ländlicher Raum betroffen
„Verkehre abbestellen“, heißt es in der Behördensprache. Das Sparkonzept trifft vor allem den ländlichen Raum. Die Linien dorthin befinden sich auf der Streichliste ganz oben. Dazu gehören auch Busverbindungen, die auf der Sparliste stehen. Betroffen sind viele Pendler, die auf dem Lande wohnen und in den Städten ihren Arbeitsplatz haben. So wie in den Orten an der Westküste, von wo aus täglich an die 2000 Arbeitnehmer auf die Insel Sylt fahren. Sie werden ab Dezember auf mehrere Verbindungen, gerade auch spätabends, verzichten müssen.
„Sylt hat keine Sonderrechte im ÖPNV“, sagt der Minister. Auf der Marschbahn von Hamburg nach Niebüll soll ausgerechnet am Wochenende eine Verbindung je Richtung entfallen. Zwischen Niebüll und Westerland sind mehrere Vormittagszüge an Werktagen auf der roten Streichliste. Insofern sind auch zahlreiche Touristen betroffen.
Ein Beispiel für Passivität von Bahn und Land ist die bei der Ortschaft Lindaunis über die Schlei führende Eisenbahnbrücke, die seit über einem Jahr nicht mehr befahrbar ist. Dadurch fällt der Zugverkehr zwischen Kiel und Flensburg komplett aus, als Ersatz werden Busse eingesetzt. Die Erklärung der Bahn: Man finde keine Fachfirmen für die Reparaturarbeiten, heißt es lapidar. Die Urlaubsregion zwischen Schleswig und Kappeln verzeichnet ein Minus an Touristen, die in dieser Gegend auf den Bahnverkehr angewiesen sind.
Über die ÖPNV-Misere gibt es bundesweit Klagen. So auch in Nordrhein-Westfalen, besonders im Münsterland, wo die Eurobahn die Bahnlinien betreibt. Dem Unternehmen fehlt das notwendige Personal, es zog die Notbremse. Dies führte zu Einschränkungen auf zahlreichen Strecken, die von Münster und Bielefeld aus ins Land führen. In Nordrhein-Westfalen stehen weitere Einschränkungen an. Ab September läuft die üppige Förderung des Landes bei Buslinien aus. Die Kreise schlagen Alarm, weil sie die Fehlbeträge in Millionenhöhe nicht stemmen können. Vorrangig betroffen sind auch hier die Menschen auf dem Lande.
Streichen an falscher Stelle, sonst können die nix. Zig Milliarden ins Ausland, aber fürs eigene Land ist kein Geld da. Wir sind die Lachnummer der Welt.