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Jürgen Muhl

Große Medien-Sympathien für die Grünen?

Unter den Betroffenen auf dem Lande ist das Gefühl verbreitet, sich oft im Gespräch oder auch durch Medienbeiträge nicht verstanden zu fühlen. Themen wie Jagd, Land- und Forstwirtschaft, Wald oder Tierschutz sind oft strittig. Warum?


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Die Medien-Landschaft ist seit jeher gespalten. Gesellschaftlich und politisch erleben Leser, Zuschauer oder Hörer, ob ein Beitrag ihrer Auffassung entspricht oder das Gegenteil spiegelt. Das ist nichts Neues. In der Zeit vor den sogenannten sozialen Medien konnte man leichter unterscheiden, welche Tendenz etwa eine Tageszeitung oder eine Zeitschrift hat. Öffentlich-rechtliche Medien wie die ARD-Sender oder das ZDF haben traditionell und gesetzlich den Auftrag, ausgewogen und neutral zu senden.


Wie ist die Wirklichkeit heute? In vielen einzelnen Fälle fragt man sich, wer die Tonart eines einzelnen Beitrages bestimmt. Oder wenn es um die Auslegung von strittigen Themen geht. Mediennutzer stellen immer wieder fest: „Durch welche Brille schaut der Autor?“ Das gilt sicher auch für diesen Blog. Auf solche Fragen kann man in jedem Einzelfall unterschiedliche oder auch gesellschaftlich strittige Antworten geben. Zuspitzend sind etwa solche Fragen: Soll die Jagd verboten werden? Braucht der Bauer Glyphosat oder nicht? Machen Schockfotos auf der Verpackung von Fleisch gesund? Sollte ein generelles Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn gelten oder nicht? Was bringt eine Sondersteuer auf angeblich ungesunde Lebensmittel? Wollen wir Holznutzung oder brauchen wir Urwälder, um der Natur zu dienen? Gefährdet ein Verbot von Tierversuchen unsere Gesundheit oder soll Marihuana legalisiert werden?


Das sind zugegebenermaßen polarisierende Fragestellungen, auf die in einigen Medienbeiträgen neutral eingegangen wird oder in anderen aber offensichtlich nach Autoren-Motivation auch Wirkung ausgelöst werden soll. Selbst Moderatorinnen und Moderatoren von Talkshows können sich davon nicht frei machen. Oder warum bekommt Caren Miosga von den einen Beifall, wie sie Christian Lindner „grillt“, und anders meint ein namhafter Berufskollege wie Gabor Steingart, der FDP-Chef werde nicht nur kritisch befragt, sondern von Medien gejagt. Woher kommen diese Unterschiede? Die einfache Antwort: Meinungsvielfalt gibt es überall, auch bei denen, die Meinung machen. Nicht in jedem Fall gelingt es Autoren oder Moderatoren, sich von eigenen Haltungen zu befreien, wenn es an die Arbeit geht.


Hinweise gibt uns jetzt unter anderem eine Studie der Universität Dortmund. Daraus kann man entnehmen, dass auch Journalisten „Parteineigungen“ haben und als Befragte sich dazu bekennen. Viele ihrer Beiträge werden in der heutigen Zeit vielfach unter dem „überparteilichen“ oder „unabhängigen“ Deckmantel verbreitet, zeigen aber offensichtliche Haltungstendenzen.


Nach dieser Untersuchung sind die Grünen in der deutschen Medienlandschaft deutlich überrepräsentiert. 41 Prozent von 525 Journalisten, die im Rahmen der Studie „Journalismus und Demokratie“ befragt wurden, fühlen sich den Grünen nahe. Das ist ein deutlich größerer Anteil als in den bundesweiten Wahlumfragen, wo die Grünen zwischen zehn und 13 Prozent gelistet sind. CDU-Sympathisanten hingegen sind mit acht Prozent unterrepräsentiert. Bundesweit liegt die CDU bei rund 33 Prozent. Ein himmelweiter Unterschied also zur Realität. 16 Prozent halten es danach mit der SPD, sechs mit den Linken und nur drei Prozent mit der FDP. Die Rechtsaußen-Parteien AfD und BSW spielen hier übrigens keine Rolle.


Im Gegensatz dazu gab es bis in die 90er Jahre in der damals dominierenden Zeitungslandschaft bekennende Medien. Das zeigt ein Blick in die Mediengeschichte. Die Frankfurter Allgemeine etwa war bekennend konservativ, die Frankfurter Rundschau links zu verorten. Viele Regionalzeitungen in lokalen Konkurrenzlagen machten aus ihrer Tendenz keinen Hehl. Der Begriff „Tendenzmedien“ ist heute unter den in Deutschland erscheinenden Titeln kaum noch anzuwenden. Fast überall erscheint heute nur noch eine Tageszeitung am Ort. Sie versuchen, allen Lesern gerecht zu werden.


Die großen Parteien übrigens haben damals direkt über Zeitungen und Zeitschriften kommuniziert. Beim CSU-nahen „Bayernkurier“ oder dem SPD-Organ „Vorwärts“ stand jeweils drauf, was drin war. Die erstmals am 3. Juni 1950 erschienene konservative Zeitung, die von der Christlich-Sozialen Union (CSU) herausgegeben wurde, hatte als thematische Schwerpunkte Wirtschaft, Politik und Kultur.


Obwohl der „Bayernkurier“ als Parteizeitung fungierte, war er keine reine Mitgliederzeitung, sondern für jeden erhältlich und wurde entsprechend auch über Zeitungskioske vertrieben. Besonders im süddeutschen ländlichen Raum erfreute sich der Titel großer Beliebtheit. Von 1950 bis Ende 2015 erschien er als Wochenblatt, anschließend monatlich. Ende Mai 2019 wurde seine geplante Einstellung bekanntgegeben. Die letzte Ausgabe erschien am 16. November 2019. Die heutige SPD-Mitgliederzeitung „Vorwärts“ hat eine noch längere Geschichte. Sie wurde 1876 gegründet, damals als Zentralorgan der Sozialistischen Arbeiterpartei und ging später ins Lager der SPD über. Seit 2015 erscheint sie noch sechsmal im Jahr, als Herausgeber fungiert jetzt der SPD-Generalsekretär Matthias Miersch. Nach Angaben der SPD liegt die Auflage noch immer bei über 300.000 Exemplaren. Bayernkurier und Vorwärts, zwei Zeitungen mit offenem Visier. Aber nur eine hat überlebt. Die CDU verschickt jetzt über das Netz in großem Verteiler wöchentlich die „MerzMail“.


Einen offiziellen Parteien-Proporz gibt es in den heutigen sogenannten öffentlich-rechtlichen Redaktionen nicht. Er ist in der Praxis offensichtlich auch nicht gewollt. Die Diskussionen über die Zusammensetzung von Rundfunk- und Verwaltungsräten bei den Sendeanstalten fordern zunehmend eine Zurückdrängung der Einflüsse von Regierungsvertretern und Landesparlamentariern, obwohl die Länder praktisch gesetzliche Herausgeberfunktion haben. Im NDR-Staatsvertrag der norddeutschen Trägerländer heißt es, „der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat den sogenannten öffentlich-rechtlichen Programmauftrag zu erfüllen, der in den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen verankert ist. Danach müssen die Programme den Zuschauern und Zuhörern umfassend und ausgewogen Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung anbieten.“


Die Diskussion über das Thema Ausgewogenheit, also unter den Gebührenzahlern, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Spiegelt der politische Journalismus in Deutschland wirklich das Meinungsbild der Gesellschaft wider?


Jede oder jeder hat am Ende seine Meinung zu einzelnen Beiträgen und ihrer Wahrnehmung. Wie sich das in Zeiten der wachsenden Bedeutung von Social Media, Streaming-Diensten oder Online-Medien ändert, wird die Fortsetzung dieser Diskussion immer wieder auch technisch bedingt aktualisieren. Auch über Fake News und Cyber-Angriffe und Einflussversuche auf die Bundestagswahl mit Desinformationen und Manipulationen im Netz, wovor das Bundesamt für Verfassungsschutz gerade warnt. Diese Erscheinungen gehören jetzt zur Medienwirklichkeit. Auch sie ist ein politisches Thema.

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