Das ganze Leben ist gefährlich. Aber Wald und Wild bergen kein erhöhtes Risiko für den Menschen. Das gilt zumindest so lange, wie einige wenige Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen beachtet werden
Zu jeder Jahreszeit sollte fast selbstverständlich sein, bei Feuer und Waldbrand, Sturm und Gewitter, hohem Schnee und Eis den Wald zu meiden. Überdies ist das auch sinnvoll für Dürre- und Totholzbereiche. Denn unerwartet und ohne jede Vorankündigung können Bäume umstürzen und Äste herabfallen. Gegen einen Spaziergang im verschneiten Winterwald ist auch in den kommenden Monaten nichts zu sagen, wenn es sich um frisch gefallenen Pulverschnee handelt. Anders sieht es aus bei Nassschnee, Dufteis, also Schnee, der durch Wind unter Ästen und Zweigen haftet, oder Eisanhang, der durch gefrierenden Regen oder den Wechsel von Tauwetter und Frost entsteht. Dann liegt ein enormes Gewicht auf den Zweigen und Ästen.
Rund 50.000 Tierarten leben in deutschen Wäldern. Auch wenn in der freien Natur und besonders im Wald kaum größere Gefahren für Leib und Leben drohen, können einige Arten schon ein mulmiges Gefühl auslösen oder zu unangenehmen Plagegeistern werden. Besonders Wolfsbegegnungen schrecken viele Naturfreunde. Auch wenn Isegrim grundsätzlich den Menschen eher meidet und das Aufeinandertreffen deshalb selten ist, gibt es dafür keine Gewähr. Denn seit seiner Rückkehr nach Deutschland macht er hier im gegenteiligen Fall keine schlechten Erfahrungen. Besonders junge, noch unerfahrene Wölfe sind neugierig. Speziell Reiter und Spaziergänger mit Hund sollten deshalb vorsichtig sein. Verstärkt gefährdet sind bislang Weidetiere, besonders Schafe. Wie sich die Situation bei einem weiteren Anwachsen der Wolfspopulation und vermehrten Wolf-Hund-Kreuzungen entwickeln wird, vermag niemand zuverlässig vorherzusagen.
Das Zusammentreffen mit einem Bären ist in Deutschland höchst unwahrscheinlich und allenfalls im grenznahen Süden des Landes denkbar. Kommt es doch einmal dazu, sollte man Meister Petz keinesfalls auf den Pelz rücken oder ihn gar mit Stöcken und Steinen bewerfen. Spätestens wenn der Bär sich nicht selbst entfernt, ist die bessere Alternative, unter ruhigem, aber lautem Reden langsam den Rückzug anzutreten.
Auch die Begegnung mit einem der dämmerungs- und nachtaktiven Luchse ist sehr selten. Die Großkatze setzt auf die Tarnung durch ihr geflecktes Fell und flüchtet deshalb nicht zwangsläufig. Waldbesucher entdecken sie aber meistens gar nicht. Sollte es einmal anders sein, ist angemessen, Pinselohr nicht zu stören und ihr keineswegs zu folgen, sondern sich langsam zurückzuziehen. Verletzungen und Beuteverzehr können alle Säugetiere, besonders aber Raubwild, schnell aggressiv werden lassen. Ebenso ist es mit Krankheiten wie etwa die Tollwut beim Fuchs.
Vorsicht bei Wildschweinen
Eher als Großräuber dürften Spaziergänger Rot-, Dam- und Rehwild in Anblick bekommen. Diese Hirschartigen sind sehr scheu und als Fluchttiere nehmen sie schnellstens reißaus, sind also völlig harmlos. Gefährlich können sie wie alles größere Wild für Autofahrer werden, wenn sie die Fahrbahn queren und gerade im Herbst und Winter bei trübem Wetter erst spät zu sehen sind. Mehr Vorsicht sollte walten lassen, wer auf Wildschweine trifft. Schon mittelgroße Schwarzkittel können kräftig zubeißen und mit ihren Eckzähnen gefährliche Verletzungen zufügen. Gerade Bachen mit Frischlingen, also weibliche Stücke mit ihrem Nachwuchs, können aggressiv reagieren, besonders wenn sie sich bedrängt fühlen und die Frischlinge bedroht sehen. Das gilt übrigens für fast alle Tierarten. Auch von Greif- und Rabenvögeln ist bekannt, dass sie in der Nähe ihrer Nester zum Schutz der Jungen gelegentlich Attacken quasi im Sturzflug ausüben.
Im Vergleich zu anderen Tier- und Wildarten werden die Ärgernisse und Gefahren, die von Insekten ausgehen, oft unterschätzt. Das beginnt bei den Mücken, deren Stiche allerdings meistens nur lästig sind. Anders ist es bei Zecken, die gefährliche Krankheiten übertragen können. Am bekanntesten sind die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Auf befestigten Waldwegen – auf denen man zum Schutz der Natur grundsätzlich bleiben sollte – ist die Wahrscheinlichkeit gering, mit den Tieren in Kontakt zu kommen. Wer aber im Unterholz nach Pilzen sucht oder Wiesen quert, streift sie schnell von den Grashalmen ab. Spätestens zu Hause heißt es dann, die Kleidung und den Körper nach den kleinen Quälgeistern abzusuchen.
Heftige allergische Reaktionen können Hornissen verursachen. Das ist nicht immer ungefährlich. Die schwarz-gelb gestreiften Brummer sind deutlich größer als Bienen und Wespen. Sie bauen ihre Nester bevorzugt in Bodenlöcher oder Totholz. Unterschreitet der Waldbesucher einen Sicherheitsabstand von etwa fünf Metern, gehen die ansonsten harmlosen Hornissen schnell zum Schwarmangriff über.
Besonders in den vergangenen Jahren hat der Eichenprozessionsspinner von sich reden gemacht. Die giftigen Härchen der Raupen können im Sommer ebenfalls starke allergische Reaktionen auslösen. Die Brennhaare sind jahrelang reaktionsfähig und werden bereits durch geringen Wind wegen ihrer Leichtigkeit großflächig verteilt. Befallene Gebiete, besonders warm-trockene Eichenwälder, sollten deshalb gemieden und Wege keinesfalls verlassen werden. Die bis zu 70 Zentimeter lange Kreuzotter ist zwar sehr scheu. Das durch den Biss dieser Schlange übertragene Gift kann Herzbeschwerden und Lähmungen verursachen. Das ist besonders für Kinder und Senioren gefährlich, aber nur selten tödlich.
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