Big Data im Stall, Robotertechnik auf dem Acker. In der Landwirtschaft spielt künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle
Als kürzlich im Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaft auf Haus Düsse das Projekt „Stall der Zukunft“ eingeweiht wurde, ließ folgendes Detail aufhorchen: Die Aktivität und das Verhalten der Schweine, so hieß es, würden in den Ställen zum Beispiel mit Video- und Chiptechnik beobachtet sowie mit KI ausgewertet. Die künstliche Intelligenz werde dabei helfen, wichtige Erkenntnisse über den Betrieb und das Management von Außenklimaställen zu gewinnen.
Systeme und Module der künstlichen Intelligenz können heute schneller als der Mensch Muster erkennen, Daten auswerten und daraus Lösungen ableiten. In einem Beitrag des „Bundesinformationszentrums Landwirtschaft“ zur Rolle von KI wird von einem großen Nutzen für den Agrarbereich gesprochen. Ob in der Tierhaltung oder in Acker- und Obstbau – überall müssten Landwirtinnen und Landwirte auf der Grundlage von Daten ständig Entscheidungen fällen, die den Ertrag ihrer Kulturen oder die Gesundheit ihrer Tierbestände beeinflussen.
Wann ist der optimale Zeitpunkt für die Aussaat? Wann sind Pflanzenschutzmaßnahmen sinnvoll? Welche Futterkomponenten sind zu welchem Zeitpunkt erforderlich? Der Mitteldeutsche Rundfunk in Sachsen-Anhalt interviewte im Februar den KI-Experten Prof. Dr. Uwe Knauer, der an der Hochschule Anhalt unter anderem das Lehr- und Forschungsgebiet „Digitale Technologien in der Pflanzenproduktion“ vertritt. Für Knauer bietet KI die Chance, sehr viele Daten in der Dokumentation beherrschbar zu machen.
Feld-Robotik und kameragestütztes Hacken
Hilfreich ist künstliche Intelligenz aus Sicht des Wissenschaftlers unter anderem auch bei der Bildverarbeitung. Mit dem Aufkommen der Feld-Robotik und autonom arbeitenden Systemen werde die Wahrnehmung immer wichtiger. Beim kameragestützten Hacken sitze eine Kamera hinten auf dem Anbaugerät, das mechanisch Unkraut bekämpft. Knauer: „Die Kamera mit der Bildverarbeitung hilft zu unterscheiden: Ist es ein Unkraut oder ist es kein Unkraut?“ Der Experte rechnet nicht mit einer Vollautomatisierung in der Landwirtschaft, aber mit einer wirkungsvollen Assistenz durch KI. Er glaubt, dass sich dies auch die Landwirte durchaus wünschen.
Wohl auch deshalb hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in den vergangenen Jahren eine große Zahl von Forschungsvorhaben gefördert, die sich mit der KI-Technologie in der Landwirtschaft, der Lebensmittelkette, der gesundheitlichen Ernährung und den ländlichen Räumen befassen. Insgesamt beläuft sich das Fördervolumen der 36 Projekte auf rund 44 Millionen Euro. Ergebnisse und Zwischenergebnisse werden Ende April auf einer zweitägigen Veranstaltung in Kaiserslautern vorgestellt.
Pflanzenproduktion und Nutztierhaltung
Manches liest sich wie aus einem Science-Fiction-Roman, anderes kommt der Praxis bereits nah. 24 Projekte im Bereich der Landwirtschaft behandeln die Pflanzenproduktion. Vier weitere landwirtschaftliche Projekte betreffen den Bereich der Nutztierhaltung. Schwerpunkte sind hier laut Ministerium insbesondere der Tierschutz und das Tierwohl – dies in Verbindung mit entsprechenden Haltungssystemen, Züchtungsfortschritten sowie dem Erhalt der Tiergesundheit.
In Braunschweig arbeiten die Forscher zum Beispiel an einem System, das in kurzer Zeit Schadinsekten wie Blattläuse in Routine-Auswertungen von Luftfängen automatisiert identifiziert. In Osnabrück entwickelt man Sensorsysteme, damit autonome und teilautomatisierte Landmaschinen im Alltag gut arbeiten können. In Karlsruhe bemüht man sich darum, den aufwendigen Prozess der Beurteilung landwirtschaftlicher Pflanzenbestände mithilfe von künstlicher Intelligenz zu vereinfachen. In Emsbüren wiederum will man mit 3D-Kameras automatisch Leistungs- und Gesundheitsdaten der Schweine erfassen. KI-Systeme stehen an vielen Stellen in den Startlöchern, um die Land- und Forstwirtschaft zu unterstützen.
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