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Christian Urlage

Mit selbstfahrenden Taxis vom Bahnhof nach Hause?

Die Deutsche Bahn testet ab 2025 in einem Pilotprojekt autonomes Fahren im Öffentlichen Personennahverkehr, um Menschen auf dem Land bis zur Haustür zu bringen. Das klingt vielversprechend


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Taxi
Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

Dorfbewohner, die vom Bahnhof in der Stadt nach Hause wollen, warten oft lange, da Busse nur stundenweise fahren und selten zu Tagesrandzeiten oder am Wochenende halten. Die Diskussion um das Deutschlandticket hat erneut gezeigt, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) auf dem Land das eigene Auto oder teure Taxis nicht ernsthaft ersetzen kann.


Die Deutsche Bahn will das mit einem neuen Angebot ändern: Selbstfahrende Taxis sollen Reisende und Pendler auf der letzten Meile bis vor ihre Haustür bringen. Anfang 2025 startet die Bahn mit dem Verkehrsverbund Rhein-Main einen Modellversuch in Langen und Egelsbach im Kreis Offenbach und in Darmstadt. Erste Testfahrten mit Elektrofahrzeugen laufen bereits, zunächst ohne Fahrgäste.


Das erste Projekt mit autonomen Fahrzeugen im ÖPNV


Die Intel-Tochter Mobileye rüstet die Elektro-SUVs mit Technik für autonomes Fahren aus. Bosch liefert Teile der Innenausstattung, darunter einen Bildschirm über der Mittelkonsole, der Fahrgästen Informationen zeigt. Auch die lokalen Verkehrsunternehmen HEAG mobilo und Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach sind beteiligt.


Der Betrieb ist als Experiment auf zwei Jahre ausgelegt. Nach einer ausgiebigen Testphase ohne Fahrgäste können Interessierte die Taxis kostenlos ausprobieren und über eine App buchen. Das Projekt namens Kira steht für „KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“. Es ist das erste Projekt in Deutschland, in dem eine KI autonome Fahrzeuge für den ÖPNV auf der Automatisierungsstufe 4 steuert – das ist die vierte von fünf Stufen. In diesem Level fährt das Auto selbstständig, ein Mensch sitzt jedoch sicherheitshalber für Notfälle mit im Wagen. Die Autos sollen in üblicher Geschwindigkeit in der geschlossenen Ortschaft und auf dem Land fahren. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt das Projekt mit vier Millionen Euro.


Flächendeckende Mobilität in ländlichen Räumen?


Die Deutsche Bahn spricht sogar von einer Revolution im öffentlichen Nahverkehr: „Gerade in ländlichen Gegenden können solche Shuttles für flächendeckende Mobilität sorgen“, schreibt Evelyn Palla, Vorständin Deutsche Bahn AG und Chefin der Bahn-Tochter DB Regio, auf LinkedIn. „Wenn wir verschiedene Verkehrsmittel intelligent verknüpfen, können wir unsere Fahrgäste von Tür zu Tür bringen – und das flexibel wie das eigene Auto.“


Der Deutschen Bahn, Pendlern und Reisenden wäre zu wünschen, dass der Versuch gelingt und der neue Service eingeführt werden kann. Dann gäbe es endlich eine positive Schlagzeile neben den ständigen negativen Nachrichten zur Pünktlichkeit auf der Schiene. „Thank you for travelling with Deutsche Bahn“ – das hätte dann einen positiven Klang. Aber noch ist es nicht so weit.


Gängige Praxis in den Vereinigten Staaten


In den USA sind fahrerlose Autos bereits üblich. Die Google-Schwesterfirma Waymo betreibt im San Francisco 250 Robotaxis. Allerdings läuft nicht immer alles rund. Da die Technik aufwendig und teuer ist, kostet eine Fahrt genauso viel wie mit einem Taxifahrer am Steuer. Kritiker behaupten, die Fahrzeuge blockierten aufgrund von Softwarefehlern Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr. Sicher sind die fahrerlosen Autos jedoch und der ADAC geht mit zunehmender Automatisierung von sinkenden Unfallzahlen aus. Menschliches Versagen sei für rund 90 Prozent aller Unfälle verantwortlich.

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