top of page
  • Christian Urlage

So macht die CDU im Osten Wahlkampf in der Fläche

Die Konrad-Adenauer-Stiftung sucht in einer Veranstaltungsreihe in Thüringen, Sachsen und Brandenburg bewusst kleine Orte auf, um sich als Kümmerer für die Landbevölkerung zu präsentieren


Beitrag anhören (MP3-Audio)

Dorf
Foto: Rayn / pixelio.de

„Dorfliebe-Tour“: So nennt die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) eine aktuelle Veranstaltungsreihe, die sich bewusst an den ländlichen Raum richtet, wo es nur wenige Angebote der politischen Bildung gibt: „Wir schaffen Begegnungsmöglichkeiten an Orten, an denen der Supermarkt oder der Friseursalon nur noch mit dem Auto erreichbar ist und man den Nachbarn aus dem Dorf nur noch selten zufällig begegnet“, heißt es auf der Homepage der Stiftung.


Geplant sind Diskussionen über Veränderungen im Alltag, Gespräche über die schöne Gemeinschaft am Ort, aber auch über politische Lösungen, um etwas zu verbessern. „Mal wird es ein Kino-Abend mit anschließendem Gespräch, mal Bratwurst und Debatte über das Thema, das das Dorf bewegt“, kündigen die Initiatoren an. Es soll ein Gespräch in gewohnter Umgebung sein mit einem Moderator und einem örtlichen Politiker. Vorgesehen ist, dass bundesweit jedes der 18 Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Deutschland bis zum Jahresende mindestens eine Veranstaltung organisiert, wie Felix Bäuml ankündigt. Der Referent in der Hauptabteilung Politische Bildung der KAS spricht von „aufsuchender politischer Bildung“.


Eine interaktive Karte auf der Homepage der KAS zeigt mit orangefarbenen Punkten, wo überall Veranstaltungen geplant sind. Bisher konzentriert sich das Angebot auf drei ostdeutsche Bundesländer – und das ist zweifellos kein Zufall, denn dort werden in wenigen Wochen die Landtage gewählt: In Thüringen und Sachsen ist die Wahl am 1. September, in Brandenburg drei Wochen später.


Man präsentiert sich als Kümmerer in der Fläche


In allen drei Ländern sieht man dem Wahlergebnis mit Spannung und Bangen entgegen, vor allem angesichts des Höhenflugs der AfD, die in Thüringen bis zu zehn Prozentpunkte vor der CDU liegt und nach den Umfragen auch in Sachsen und Brandenburg stärkste Kraft werden könnte. Betreibt die Konrad-Adenauer-Stiftung also mit der „Dorfliebe-Tour“ Wahlkampf für die CDU, ohne die Partei ausdrücklich zu nennen? Nein, betont Bäuml, denn das dürften die politischen Stiftungen sechs Wochen vor einer Wahl gar nicht.


Wer auf der interaktiven Karte auf der Homepage die Veranstaltungen anklickt, sieht allerdings, dass zu den Rednern beispielsweise an Stammtischen Landtagskandidaten der CDU zählen. Bewusst geht man in die Fläche und präsentiert sich als Kümmerer, auch wenn das ein mühsames Geschäft ist und mal 40 Teilnehmer, mal nur ein Dutzend Interessierte kommen.


Konkurrenz durch neue Bauernpartei


In Brandenburg starteten die Christdemokraten ihren Wahlkampf – unabhängig von der „Dorfliebe-Tour“ – in der kleinsten Gemeinde des Landes, im 380-Seelendorf Kleeßen-Görne im Havelland, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Berlin. Es ist der Versuch, den Dorfbewohnern zu verdeutlichen, die CDU habe die Sorgen und Nöte der Menschen in den kleineren Orten nicht vergessen. Leicht haben es die Brandenburger Christdemokraten dabei allerdings nicht. Denn die bekannt gewordene Trunkenheitsfahrt ihres Spitzenkandidaten Jan Redmann mit einem Roller wirkt wie ein Klotz am Bein – und zu allem Überdruss ist auch noch ein neuer Mitbewerber hinzugekommen: eine Bauernpartei, ähnlich wie die BoerBurgerBeweging in den Niederlanden.


„Deutsch-Land-Wirtschaft“ (DLW) nennt sich die Konkurrenz in Brandenburg, die sich erst im Juni gegründet hat. Die DLW kämpft für billigen Agrardiesel, wendet sich gezielt auch an Handwerker und sieht im ländlichen Raum ein Kernthema ihrer politischen Bemühungen. Auch die Freien Wähler haben den ländlichen Raum entdeckt und treten in Brandenburg ein für den Erhalt von Krankenhäusern und Arztpraxen sowie für bessere Angebote beim öffentlichen Nahverkehr. Zwar sind am 22. September eher einstellige Ergebnisse im unteren Bereich zu erwarten, doch dürften beide Gruppierungen den größeren Parteien Stimmen wegnehmen.


Auch das ist vermutlich mit ein Grund für die „Dorfliebe-Tour“ der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Thüringer Landesverband der CDU lässt derweil nichts unversucht und wirbt sogar an Urlaubsorten an der Ostsee mit einem originellen Spruch. Auf den Plakaten heißt es: „Am Meer ist’s echt schön. Nur in Thüringen ist’s schöner. Genießen Sie den Urlaub. Am 1. September ist Zeit für den Wechsel.“

Comments


bottom of page