Naturschützer im Kaufrausch
- Jürgen Muhl
- 7. März
- 2 Min. Lesezeit
Stiftung erwirbt im Norden riesige Flächen

Der Aufkauf von Bodenflächen zwischen Nord- und Ostsee durch die Stiftung Naturschutz sorgt für helle Aufregung in Kreisen der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft. Mit 646 Hektar hat die Stiftung mehr als doppelt so viele ökologisch hochwertige Flächen erworben wie in den jeweils beiden Jahren zuvor. Damit beläuft sich der Gesamtbesitz der Stiftung im nördlichsten Bundesland auf rund 40.000 Hektar. Im Verhältnis zur verfügbaren Fläche nimmt Schleswig-Holstein im bundesweiten Ländervergleich eine Spitzenstellung ein.
Heftige Kritik kommt vom in Rendsburg ansässigen Landes-Bauernverband. Im Mittelpunkt der Kritik steht das Kieler Umweltministerium. Das Land sei pleite, „aber die Naturschützer kaufen alles, was ihnen in die Hände fällt“, heißt es in Vorstandskreisen des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes. Diese Art von Großgrundbesitz führe zur Landverknappung und Verteuerung der Flächen für die bäuerlichen Betriebe, heißt es.
Dass der Flächenerwerb signifikant Fahrt aufgenommen hat, führt das Umweltministerium unter anderem darauf zurück, dass „Ausgleichsmaßnahmen für den forcierten Ausbau Erneuerbarer Energien den Flächenerwerb der Stiftung beschleunigt haben“. Auch bei der FDP-Landtagsfraktion stößt die Offensive der Naturschützer auf Unverständnis. „Hier wird mittels Stiftung und Steuergeldern ein erheblicher Flächenfraß vom Land vorangetrieben“, schimpft die liberale Abgeordnete Anne Riecke.
Flächenankauf macht das knapper werdende Land so teuer wie nie zuvor
Leidtragende sind die Landwirte. Der Flächenankauf der Stiftung macht das knapper werdende Land so teuer wie nie zuvor. „Dadurch gehen Agrarflächen in erheblichem Umfang aus der landwirtschaftlichen Produktion“, heißt es beim Bauernverband. Die Landwirtschaft sei „mittlerweile auf jeden einzelnen Hektar angewiesen, weil sich die Flächenkonkurrenz in Schleswig-Holstein galoppierend verschärft“, wird hinzugefügt.
Zuletzt hatte die Stiftung ein zwischen Kieler Förde und der Eckernförder Bucht liegendes 77 Hektar großes Filetstück erworben. Sie plant, die unweit der Landeshauptstadt Kiel liegende Fläche in „einen für die Biodiversität besonders wertvollen Urwald“ zu verwandeln. Die Stiftung Naturschutz verfügt über ein umstrittenes Vorkaufsrecht beim Kauf von Landflächen. Die schwarz-grüne Landesregierung hatte dies nach langen Auseinandersetzungen mit der Landwirtschaft gebilligt.
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