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Trumps Zollpolitik führt zu vielen Verlierern – wohl auch auf dem Land

  • Christian Urlage
  • vor 11 Minuten
  • 3 Min. Lesezeit

Donald Trumps Zollpaket schreckt Politik und Wirtschaft in Europa auf. Wie wirken sich die Pläne des US-Präsidenten auf den ländlichen Raum in Deutschland aus?


Foto: Grok
Foto: Grok

Donald Trump hat sein Versprechen eingelöst: Schon im Wahlkampf kündigte der US-Präsident höhere Zölle an, am „Liberation day“ machte der Republikaner seine Ankündigung des „Goldenen Zeitalters“ für die Vereinigten Staaten konkret. Nun hagelt es Kritik von Politikern und Ökonomen, und die weltweiten Folgen sind noch unklar. Doch was müssen Bauern und Landmaschinenhersteller in der Bundesrepublik befürchten?


Deutschland erzielte 2024 mit Exporten landwirtschaftlicher Produkte in die USA 2,5 Milliarden Euro Umsatz. Erstaunlicherweise stand Kaffee mit 335 Millionen Euro laut Statistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums an der Spitze. An zweiter Stelle folgen nach den vorläufigen Zahlen Kakao und Kakaoerzeugnisse mit 281 Millionen Euro. Schokolade und andere kakaohaltige Zubereitungen hatten dabei einen Anteil von 93 Prozent – also, wie beim Kaffee, weiterverarbeitete Produkte, die gar nicht in Deutschland angebaut werden. Auf Platz drei führt die Statistik zum Agrar-Export Zucker und Zuckererzeugnisse mit 260 Millionen Euro Umsatz auf.


Nur 1,3 Prozent der deutschen Agrarexporte geht in die USA


Gemessen an sämtlichen Ausfuhren landwirtschaftlicher Produkte aus der Bundesrepublik entsprachen die 2,5 Milliarden Euro Umsatz nur einem Anteil von 1,3 Prozent; die allermeisten Agrarerzeugnisse exportieren deutsche Landwirte in andere EU-Staaten, nicht in die USA. Daher müssen deutsche Bauern beim Export erfreulicherweise kaum schädliche Auswirkungen durch US-Zölle befürchten.


Anders sieht es beim Import aus den Vereinigten Staaten aus. Negativ könnten sich mögliche Gegenreaktionen der EU auswirken, warnte der Deutsche Raiffeisenverband (DRV): „Wenn weniger US-Mais importiert wird, würde dies zu steigenden Preisen führen. Das ist gut für die Landwirte, die Körnermais anbauen, aber schlecht für den Futtersektor“, erklärte der Experte für den Getreidemarkt, Guido Sedler.


Attraktiver Markt für Landmaschinenhersteller


Generell führt Deutschland mehr Güter in die USA aus, als es von dort einführt. Bei landwirtschaftlichen Produkten verhält es sich jedoch umgekehrt: Hier sind die Importe aus den Vereinigten Staaten, vor allem die Einfuhr von Soja, höher als die Exporte dorthin. Dieses Verhältnis hängt auch damit zusammen, dass die USA ein großes Agrarland sind, in dem 412 Millionen Hektar für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden.


Das macht die USA als Markt für deutsche Landmaschinenhersteller attraktiv, denn der Bedarf an leistungsfähigen Maschinen ist hoch. Vor allem im Mittleren Westen, wo sich kilometerweit riesige Getreidefelder aneinanderreihen – und die Republikaner die Mehrheit haben. Zum Beispiel in Nebraska. Der Bundesstaat gilt als Kornkammer, hier wachsen Mais und Sojabohnen. Aus Nebraska bekam der Konzern Claas in Harsewinkel (Kreis Gütersloh) im November hohen Besuch. Der republikanische Gouverneur Jim Pillen führte die Delegation an. In Omaha, der größten Stadt und dem wirtschaftlichen Zentrum Nebraskas, hat Claas eine eigene Produktionsstätte für Mähdrescher. 1999 begann ein Joint Venture mit der US-Firma Caterpillar, die aber 2002 wieder ausgestiegen ist. Claas produziert heute in Omaha Erntemaschinen – und zumindest Ende 2024 sah das Unternehmen in den USA einen Wachstumsmarkt, in den es weiter investieren wollte.


99 Prozent unserer Kunden in den USA sind Republikaner“


Ähnlich sieht es das Familienunternehmen Krone mit Sitz im emsländischen Spelle, ebenfalls Hersteller von Erntemaschinen. Auch Krone will das US-Geschäft ausbauen. Während der letzten Präsidentschaft habe Trump dem Geschäft nicht geschadet, sagte Firmenleiter Bernhard Krone der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im Januar und erklärte: „99 Prozent unserer Kunden in den USA sind Republikaner.“


Am Jahresanfang startete der Landtechniker mit dem Hochlauf seiner Produktion in Memphis (Tennessee). Den Grund nannte Vorstandschef David Frink der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Die Zeitspanne zwischen dem Zeitpunkt des Bedarfs einer Landmaschine, der Fertigung in Spelle und dem anschließenden Transportprozess in die USA zur Kundeninbetriebnahme ist einfach zu lang. Wir müssen näher am Kunden sein.“ Nach Deutschland sind die USA für Krone der zweitwichtigste Markt.


Ausgerechnet Trump selbst verhindert Investitionen in den USA


Wie die hiesigen Landtechniker sich auf die neuen Zölle einstellen, ist noch nicht abzusehen. Trump jedenfalls erhofft sich, dass deutsche Firmen nun mehr Fabriken in den USA bauen. Ob das geschieht, ist jedoch fraglich. Denn ein Hemmschuh für Investitionen ist gerade der US-Präsident selbst. Durch sein unberechenbares Vorgehen sorgt der „Dealmaker“ für große Unsicherheit, und generell gilt in der Wirtschaft: Je größer die Unsicherheit, desto mehr verhalten sich Unternehmen bei Investitionen zurückhaltend. Hinzu kommt: Selbst wenn ein deutscher Konzern in den USA produziert, liefert er häufig Maschinenteile von hierzulande an das firmeneigene Werk jenseits des Atlantiks zu. Aber auch darauf erheben die Amerikaner jetzt Zölle.


„Am Ende eines Handelskrieges stehen nur Verlierer“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, dem Sender BR24, und diese Aussage teilen zahlreiche Finanz-Experten, Kommentatoren und Politiker. Denn die Wirtschaftsgeschichte zeigt: Abschottung war noch nie eine gute Idee.

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