„Dem Wald hat es nichts gebracht, nichts“
- Frank Polke
- 25. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März
Forstwirte und Waldbauern hoffen nach der Bundestagswahl auf einen echten Dialog zwischen Fachleuten, Politik und Umweltverbänden. Den gab es zuletzt nicht. Doch der Wald kann nicht warten

Im Zeugnis würde eine glatte Fünf stehen. Mangelhaft: „Die letzten drei Jahre waren von unerbittlichem Streit geprägt. Was hat es uns, was hat es dem Wald gebracht? Absolut nichts! Mit zunehmender Unwahrscheinlichkeit der Novelle wurden die Bandagen auf Seiten der Befürworter härter. Ein Maß an Sachlichkeit und ordentlichem Umgang miteinander fehlte zuletzt völlig“, bewertet der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), Georg Schirmbeck, die vergangenen dreieinhalb Jahre Ampel-Regierung. Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übriglassen und die nicht zufällig jetzt in die Öffentlichkeit geraten sind. Denn Ende März wird traditionell der „Internationale Tag des Waldes“ gefeiert. Überall auf der Welt werden an diesem Tag die Probleme und Herausforderungen des Waldzustandes betont, wird bilanziert, was gut läuft. Und was eben nicht so gut läuft für den Wald. Wie in den vergangenen dreieinhalb Jahren in Deutschland.
Die Ampel-Koalition hat offenbar durch den gescheiterten Versuch einer Novelle des Bundeswaldgesetzes Gräben und Misstrauen zwischen den Akteursgruppen im Wald hinterlassen. Konkret: Politische Initiativen seien fast unabgestimmt gewesen. Das gilt für Inhalt, Form und Verfahren. Folge: Der Dialog zwischen Forstwirtschaft und Umweltverbänden sei zuletzt fast zum Erliegen gekommen. Ein Grund dafür: Vor allem in den drei von den Grünen geführten Bundesministerien Landwirtschaft (Cem Özdemir), Wirtschaft und Klimaschutz (Robert Habeck) und Umwelt (Steffi Lemke) setzte man allzu sehr auf ideologische Anweisungen und Vorgaben, weniger auf Ratschläge und Bedenken aus der Praxis. Dazu Georg Schirmbeck: „Forstwirtschaft und Waldbesitz haben immer wieder vor den verheerenden Folgen überflüssiger gesetzlicher Regulierungen gewarnt, die die aktive Klimaanpassung und Pflege der Wälder ausbremsen.“ Doch das sei ungehört verhallt.
Und es ging sogar noch schlimmer. Wenn geredet wurde, wurde nicht miteinander, sondern oft gegeneinander geredet. Gern öffentlich, per Facebook und Co. Waldbesitzer und Wissenschaftler, die abweichende Meinungen geäußert hatten, wurden in sozialen Netzwerken gern einmal von namhaften Naturschutzverbänden persönlich angegriffen.
Kein Dialog mehr möglich
Ein Beispiel dafür, wie eine schlechte Debattenkultur nicht nur das persönliche Verhältnis zwischen den Handelnden verschlechtern kann, sondern Fortschritte in der Sache unmöglich machen kann. Doch genau diese Fortschritte tun dringend Not. Nach seriösen Schätzungen beziffern sich die Schäden durch den Klimawandel im deutschen Forst schon heute auf 14 Milliarden Euro.
Dass durch gemeinsames Handeln auch Erfolge erzielt werden können, zeigen einzelne Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur. So ist es durch langjährige gezielte und fachmännisch angelegte Waldumbauprogramme und aktives Handeln durchaus zu schaffen, den Anteil an Mischwald- und Totholzanteilen zu steigern. Dr. Hans-Martin Hauskeller, Vorsitzender des DFWR-Fachausschusses für Klimaschutz und Biodiversität: „Deutschland verfügt über die nötigen Ressourcen, um unsere Wälder aus der Krise zu führen. Das gelingt mit unserem wissenschaftlichen Know-how, Innovation und vor allem kollegialem, interdisziplinärem Zusammenarbeiten. Die zentrale Herausforderung ist es, die Anpassungsfähigkeit der Wälder wirksam zu steigern. Dazu ist es wichtig, dass wir Realitäten akzeptieren und evidenzbasiert handeln.“
Blick geht nach vorn
Jetzt muss der Blick nach vorn gerichtet werden. Zunächst müsse der Dialog zwischen dem Deutschen Naturschutzring (DNR) und dem DFWR wieder in Gang kommen. Dabei ist Präsident Schirmbeck guten Mutes. „Wir halten unsere Hand weiterhin ausgestreckt. Ich appelliere an alle Beteiligten, anständig miteinander umzugehen und gemeinsam anzupacken.“ Und er hat auch eine Bitte an die Kreise von Union und SPD, die in Berlin über eine Koalition verhandeln: „Die kommende Bundesregierung sollte Vertrauen aufbauen, statt uns mit Debatten um weitere Regulierungsvorhaben zu belasten.“ Und da bringt der Forstwirtschaftsrat durchaus Gewicht in die politische Waagschale mit. Der Verband ist die Stimme für rund zwei Millionen private und öffentliche Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer, die die Fläche von etwa 11,4 Millionen Hektar Wald in Deutschland nachhaltig pflegen und bewirtschaften. Zuhören würde also lohnen.
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