Sogar Rentiere wurden zur Beute
- Frank Polke
- 13. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Feb.
Der Wolf rückt immer weiter vor, sorgt für Angst sogar bis tief in Wohnsiedlungen hinein. Auch in Brandenburg will man jetzt dagegen vorgehen

Die Zahlen sind gewaltig: In Brandenburg sollen aktuell über 2000 Wölfe leben. Damit wäre man Weltmeister bei der Wolfspopulation. Ein Spitzenplatz, der vielerorts Ängste und Sorgen schürt. Zum Vergleich: In ganz Norwegen schwankt die Zahl der gesichteten Wölfe zwischen 300 und 500. Grund genug für das skandinavische Land, die Obergrenze der Tiere auf 200 zu beschränken. Und das rigide, durch gezielte Tötung.
So weit ist man etwa in Brandenburg noch längst nicht. Aber: War eine zahlenmäßig festgelegte Abschussquote für Wölfe unter dem bis zur Landtagswahl amtierenden Agrarminister Axel Vogel (Grüne) noch tabu, deutet sich nun in Potsdam ein Umdenken an. Dies könnte auch am politischen Zeitplan liegen: Die Landtagswahlen im Herbst sind erst einmal gelaufen, die Regierung aus SPD und BSW unter der Führung von Dietmar Woidke (SPD) arbeitet einigermaßen geräuschlos. Zudem sind die Grünen nicht nur aus der Landesregierung ausgeschieden, sondern sie flogen sogar ganz aus dem Landtag in Potsdam. Und nicht nur hier, sondern in allen östlichen Bundesländern bleibt die Angst, dass 2029 die AfD noch stärker werden könnte. Und wieder Wahlkampf machen könnte mit dem Thema Wolf.
Bestand ermitteln und Entnahmequote festlegen
Bei einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa deutete der in Brandenburg für das Wolfsmanagement zuständige Agrar-Staatssekretär Gregor Beyer an, über eine konkrete Entnahmequote nachzudenken. „Es geht um die Frage, wie viele Wölfe für Brandenburg verträglich sind“, sagte Beyer. „Der Bestand der Wölfe soll ermittelt werden und dann eine Entnahmequote festgelegt werden.“ Dann folgt der nächste Schritt: Der Wolf soll in Brandenburg als jagdbare Art eingestuft werden. „Bis Mitte des Jahres ist er im brandenburgischen Jagdrecht“, kündigte der Staatssekretär an. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Wolf eine streng geschützte Tierart.Bis es dann eine Abschussquote in Brandenburg gibt, muss auf europäischer Ebene das Recht noch geändert werden. Nun macht aber nur der Europarat ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe möglich. Experten gehen davon aus, dass man auch aus diesen europarechtlichen Gründen in Brandenburg erst im Jahr 2026 zu konkreten Schritten kommen wird.
Zahlen haben sich verdoppelt
Nach Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz für das Monitoring-Jahr 2023/24 lebten in Brandenburg 58 Wolfsfamilien, gefolgt von Niedersachsen (48 Wolfsfamilien) und Sachsen (37). Die Zahl der Wölfe hat sich europaweit in Europa innerhalb von zehn Jahren fast verdoppelt. Parallel dazu wächst in der Öffentlichkeit die Angst vor dem Wolf – konkret ausgelöst in Brandenburg durch stark zunehmende Angriffe von Wölfen auf Wild und Weidetiere. Vor allem an der Grenze zu Polen und in Richtung Sachsen haben Zäune, Alarmanlagen und andere Schutzvorrichtungen bisher nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Zuletzt wurden sogar zwei Rentiere in einem Tierpark in der Nähe von Cottbus von Wölfen angegriffen und getötet. Anwohner wollen sogar Wölfe gesehen haben, die sich weit in von Menschen bewohnte Siedlungen getraut haben.
Als Konsequenz fordern der brandenburgische Bauernverband, Weidetierhalter und der Landesjagdverband seit längerem, dass eine bestimme Zahl von Wölfen in Brandenburg geschossen werden darf. „Wir wissen inzwischen, dass die Wölfe nicht nur die Weidetierhaltung untragbar belasten, sondern auch erheblichen Einfluss auf das Verhalten des Wildes nehmen. Wölfe ziehen weit, Länder- oder Staatsgrenzen stellen für sie kein Hindernis dar. Lösungsansätze müssen daher großräumig angelegt werden“, erklärte der Jagd-Verband unlängst in einer Pressemitteilung.
„Der Wolf gehört hierhin“
In der Landesregierung will man die Erfahrungen der kommenden Monate abwarten und hofft, mit einem neu aufgelegten Dialog zwischen Weidetierhaltern, Jagd- und Bauernverband auf der einen Seite und Tierschützern auf der anderen Seite eine pragmatische Lösung zu finden. Grundsätzlich gehe man davon aus, mit dem abgesenkten Schutz die Population der Wölfe nicht zu gefährden, erklärt der zuständige Agrarstaatssekretär Gregor Beyer wörtlich. „Der Wolf gehört hierhin.“
Der Wolf gehört NICHT hierhin