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- Ein lauter Weckruf der Wirtschaft
Das Netzwerk der Unzufriedenen erstreckt sich quer durch die Republik und erfasst nahezu alle Branchen. Vom Agrarhandel bis zur Zigarrenindustrie rufen über 100 Wirtschaftsverbände und Unternehmerinitiativen am 29. Januar zum deutschlandweiten „Wirtschaftswarntag“ auf Foto: Grok Ergebnislose Gipfelgespräche, endlose Diskussionsrunden und verpuffte Subventionsfeuerwerke haben nicht verhindert, dass die Wirtschaft in Deutschland schrumpft und immer weiter an Stärke verliert. Unternehmen bauen Stellen ab oder verlagern ihren Standort gleich ganz ins Ausland. Investoren meiden Deutschland und lassen sich nicht einmal mehr mit Zuschüssen locken. Fachleute sehen die Wirtschaft im Land an einem Kipppunkt, sprechen von einem bedrohlichen Substanzverlust. Mit der wenig klaren und in Teilen willkürlichen Wirtschaftspolitik ist es, höflich ausgedrückt, nicht zum Besten bestellt. Wie mies die Stimmung in der Wirtschaft ist, wird in dieser Woche am Mittwoch deutlich werden. Vor der Bundestagswahl sendet ein Aktionsbündnis an einem Warntag ein SOS. Mit einem Weckruf wollen die Beteiligten und Unterstützer die Politik dazu auffordern, endlich alle notwendigen Schritte einzuleiten, um die wirtschaftliche Stabilität wieder herzustellen. Um 13 Uhr findet eine zentrale Kundgebung vor dem Brandenburger Tor in Berlin statt – dort, wo vor Jahr und Tag schon Land- und Forstwirtschaft eindrucksvoll aufgezogen sind, um gegen falsche Weichenstellungen und Belastungen zu protestieren. Beim „Wirtschaftswarntag“ wird nach den negativen Entwicklungen während der Regierungszeit der Ampel-Koalition unmissverständlich eine Wirtschaftswende gefordert. Aus Sicht der Wirtschaftsverbände und Unternehmerinitiativen braucht es weniger bürokratische Vorgaben, eine geringere Steuerbelastung, keine weiter steigenden Sozialabgaben, niedrigere Energiekosten und ein flexibleres Arbeitsrecht, um wieder auf Kurs zu kommen. Zehn Punkte umfasst ein Forderungskatalog, der selbstbewusst mit dem Titel „Wie wir wieder Weltspitze werden“ überschrieben ist. Von der Weltspitze immer weiter entfernt Denn von der Weltspitze entfernt sich Deutschlands Wirtschaft immer mehr. Doch bei den Belastungen belegt sie immer wieder vordere Plätze. Erst kürzlich hat zum Beispiel die Stiftung Familienunternehmen die Standortbedingungen für Familienunternehmen in den wichtigsten Industrieländern vergleichen lassen. Seit 2006 wird diese Untersuchung regelmäßig durchgeführt. Bei den Familienbetrieben, die gerade für die ländlichen Räume eine große Bedeutung haben, erreicht Deutschland im Vergleich den 17. Platz – noch hinter der Slowakei, Polen und Portugal. Ganz vorne stehen Dänemark, Schweden, Kanada und die USA. Für das schlechte Abschneiden sorgen laut dieser Untersuchung vor allem schwache Ergebnisse in den Bereichen „Steuern“, „Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital“ sowie „Regulierung“. Bei der zentralen Kundgebung am Brandenburger Tor, zu der jeder Interessierte kommen kann, werden keine Politikerinnen und Politiker sprechen. Dafür reden Unternehmerinnen und Unternehmer aus Deutschland und Vertreter der Wirtschaftsverbände. Nach einer Schätzung beschäftigen die in den Verbänden zusammengeschlossenen Firmen insgesamt rund 20 Millionen Arbeitnehmer. Die Bild-Zeitung titelte in typisch boulevardesker Art „Bosse planen Mega-Aufstand gegen Habeck und Scholz“. Tatsache ist, dass zu diesen „Bossen“ nicht nur die ganz Großen der Branchen gehören, sondern diesmal auch viele kleine Firmen und Unternehmen, die oft seit Generationen standorttreu arbeiten. In der langen Liste der beteiligten Verbände finden sich zum Beispiel Zusammenschlüsse wie Familienbetriebe Land und Forst e.V., AGDW – Dachverband der Waldbesitzerverbände in Deutschland und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband.
- Der Ton macht die Musik
Friedrich Merz will einen neuen Politikstil abseits öffentlich ausgetragener Koalitionsstreitereien. Das wird nicht leicht Friedrich Merz (Foto: CDU / Tobias Koch) Friedrich Merz will die permanenten öffentlichen Auseinandersetzungen der Vergangenheit in der nächsten Bundesregierung beenden, sollte er Bundeskanzler werden. Jedenfalls möchte der CDU-Spitzenkandidat dann nicht wie ein unbeteiligter Dritter daneben sitzen, wenn zwei seiner wichtigsten Ressortminister über Monate hinweg über die Medien streiten, statt vernünftig zu regieren. Noch fallen solche Äußerungen mehr unter die Rubrik Wahlkampf. Denn Merz geht es vorrangig (noch) nicht um einen anderen Arbeits- und Kommunikationsstil, sondern mehr um das Platzieren von kleinen Nickeligkeiten vor den Haustüren von Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck. Dennoch: Gleich welche Koalition sich zusammenfinden wird, gleich ob aus Gemeinsamkeit oder Verlegenheit, sie wird sich vor allem auf einen neuen Stil der (unvermeidlichen) politischen Kontroverse verständigen müssen. Soll heißen: Der Ton macht die Musik. Und die Stimmung ist entscheidend für die Wirkung der Worte. Die Ampel hat nicht zuletzt deshalb viel Kredit, schlimmer noch viel Vertrauen verspielt, weil es ihr trotz zahlreicher ordentlicher Kompromisse nie gelang, Erfolge geschlossen zu kommunizieren. Wenn ein einziges Wort diese zum Schluss lähmende Zeit beschreiben soll, so heißt das Streit. Das Ringen um gute Argumente wurde so zur schwindsüchtigen Kraftmeierei, der Widerspruch zum Zank. „Zanke nicht mit einem Schwätzer, dass du nicht Holz zutragest zu seinem Feuer“ – so steht es in den Schriften von Jesus Sirach. Streit oft unüberlegt, nicht selten ohne jede Bereitschaft zum Kompromiss. Stattdessen ging es um Schlagzeilen ohne Schlagkraft. Genutzt hat das keinem. Doch die Fieberschübe einer streitsüchtigen Regierung infizieren die Demokratie. Belastbare Lösungen Es unterscheidet demokratische Parteien von Extrempopulisten vom rechten und linken parlamentarischen Rand (oder es sollte sie zumindest unterscheiden), dass sie auf Argumente setzen. Diese muss man nicht immer für die richtigen halten. Aber sie sollten die rhetorische Ebene und inhaltliche Qualität jeder Debatte bestimmen. Die nächste Bundesregierung muss deshalb von Anfang an glaubhaft zeigen, dass es ihr um belastbare Lösungen geht. Wenn diese dann gefunden sind und geschlossen präsentiert werden, nutzt es allen Beteiligten. Dass davor hart um Positionen gerungen werden muss, ist dabei selbstverständlich. Streiten gehört zur Politik und kann zwischenmenschliche Beziehungen stärken. Anderer Meinung zu sein, kann dazu beitragen, neue Sichtweisen kennen- und schätzenzulernen, solange dem Gegenüber ernsthafte, ehrliche Absichten unterstellt werden dürfen. Streit in der Politik ist nicht falsch – solange er nicht zum Zweck erhoben wird, der die Mittel heiligt. In den sozialen Medien wird das gern ausgeblendet. Dann geht es oft nur noch um eine blamable Herabsetzung von Kontrahenten, nur noch um den billigen Effekt der größten Unverschämtheit oder provokantesten Regelverletzung. Laut dem jüngsten ZDF-Politbarometer glauben 81 Prozent der Wahlberechtigten, dass es in diesem Wahlkampf sehr häufig oder häufig zu persönlichen Verunglimpfungen kommen wird. Vom Flohmarkt der Eitelkeiten lässt Elon Musk grüßen. Vorbild für eine konsensfähige öffentliche Kommunikation aber dürfen durchgeknallte Typen wie der US-Milliardär nicht werden. Mag sich Alice Weidel das geschichtsklitternd für ihre AfD wünschen. Merz also verspricht einen neuen Politikstil. Aber auch er weiß, dass eine sachorientierte zwischenmenschliche Kommunikation auf allen Ebenen nicht verordnet werden kann und auf ein gewisses Maß an Emotionalität und Originalität nicht verzichten darf. Missverständnisse eingeschlossen. Je unterschiedlicher die Partner in einer Koalition sind, umso schwerer wird es, die guten Vorsätze durchzuhalten. Einen Versuch ist es nach den Ampel-Jahren allemal wert.
- Landwirte und Jäger vor besonderen Herausforderungen
Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen mit dem Blick aufs Land und zurück auf diese Woche Liebe Leserinnen und Leser, Schwerpunkte in unserem Wochenkommentar sind die Auswirkungen der in Brandenburg jüngst aufgetretenen Maul- und Klauenseuche auf die Landwirtschaft, aber auch für die Jäger. Des Weiteren blicken wir voraus auf die in der kommenden Woche geplante Großdemonstration gegen die Reform des niedersächsischen Landesjagdgesetzes sowie auf Bemühungen, Landwirtschaft und Klimaschutz stärker in Einklang zu bringen – ein Vorhaben, das momentan vom grün geführten Bundeswirtschaftsministerium auf EU-Ebene ausgebremst wird. Neben der fürchterlichen Bluttat in Aschaffenburg war das große Thema dieser Woche in der Politik, aber auch in vielen persönlichen Gesprächen die Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten. Niemand weiß so recht, was die Wahl von Donald Trump für Deutschland und speziell den ländlichen Raum in der Praxis bedeutet. So wächst etwa bei den Herstellern von Agrarmaschinen die Sorge, dass womöglich Handelskriege die ohnehin schon schwindende Nachfrage weiter dämpfen könnten. Unser Autor Frank Polke hatte sich in dieser Woche in seinem Beitrag „Wenn der Traktor zum Ladenhüter wird“ mit der schwierigen Situation der gerade im ländlichen Raum wichtigen Branche beschäftigt. Damit nicht genug: Bei Bauern und Jägern wächst aktuell die Sorge, dass sich die in Brandenburg jüngst aufgetreten Maul- und Klauenseuche (MKS) weiter verbreiten könnte. Viehzüchter fahren die Hygienemaßnahmen hoch. Und auch Jäger werden zu besonderer Vorsicht angehalten, denn die Seuche ist schwierig zu bekämpfen. Die Erreger können bis zu drei Monate überleben und allein vom Wind bis zu 40 Kilometer weit fortgetragen werden. In Brandenburg wird momentan alles versucht, um die Ausbreitung der MKS zu verhindern. Das ist bisher offensichtlich gelungen. Doch auch Betriebe in anderen Regionen sind angesichts wegbrechender internationaler Märkte von den Ereignissen betroffen. Erste Länder leiten wieder Lockerungen bei Einfuhrsperren für Schweinefleisch aus Deutschland oder der Einfuhr von Kälbern ein. Dort wird nicht zwischen Tieren aus Brandenburg, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein unterschieden. Sinkende Nachfrage aus dem Ausland drückt naturgemäß auf die Preise – eine kritische Situation für viele Betriebe. Keine Jagden in Brandenburg Angesichts der schwierigen Lage hat die Jägerschaft Niedersachsen e.V. die Jäger aufgefordert, bis auf Weiteres auf Jagden in Brandenburg zu verzichten, insbesondere da der Eintragungspfad der Seuche noch nicht geklärt sei. Es sollten keine Haltungen von Klauentiere oder Neukameliden – Lamas und Alpakas – betreten werden, insbesondere wenn man zuvor auf Jagd war, heißt es in einem Schreiben von Präsident Helmut Dammann-Tamke an alle niedersächsischen Kreisjägermeister und Hegeringsleiter. Sollte dennoch ein Tierbestand betreten werden müssen, sei Folgendes zu beachten: mindestens 48 Stunden zuvor keine jagdlichen Aktivitäten, Wechsel von Kleidung und Schulwerk sowie eine gründliche Desinfektion. Im Wildtierbestand gelte es, wachsam gegenüber Anzeichen der MKS zu sein und bei Verdachtsfällen unverzüglich das zuständige Veterinäramt zu informieren, der Kontakt mit erkranktem oder verendetem Wild müsse strikt vermieden werden. Und: „Reinigen und desinfizieren Sie Ihre Jagdkleidung, Ausrüstung und Fahrzeuge nach Kontakt mit Wild“, so Dammann-Tamke. Diese Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen sind absolut geboten, auch wenn es mittlerweile erste Anzeichen für eine vorsichtige Entwarnung in Sachen Maul- und Klauenseuche gibt. So ist jetzt nach zweiwöchiger Schließung der Berliner Zoo wieder geöffnet . Allerdings bleiben vorsichtshalber Bereiche mit Kontakt zu Wasserbüffeln, Rentieren und Wisenten sowie der Streichelzoo geschlossen. Der Tierpark Berlin bleibt derweil ebenfalls weiter geschlossen. Die Schließung sei die wichtigste – mit dem Bezirksamt Lichtenberg abgestimmte – Präventivmaßnahme, heißt es auf der Internetseite des größten Tierparks in Europa. Auch andere Zoos treffen Schutzmaßnahmen. So bleibt bei Hagenbeck in Hamburg das Streichelgehege der Zwergziegen im Haustierrevier bis auf Weiteres geschlossen. An einigen Gehegen gibt es zusätzliche Absperrungen zum Besucherbereich. Und im ganzen Tierpark Hagenbeck gilt ein absolutes Fütterungs- und Kontaktverbot. Jäger protestieren gegen Pläne von Rot-Grün Zurück nach Niedersachsen. Dort sorgt neben der Maul- und Klauenseuche momentan vor allem die geplante Reform des niedersächsischen Landesjagdgesetzes in der Jägerschaft für große Aufregung. Über den Aufruf zur Großdemonstration am 30. Januar in Hannover hatten wir bereits berichtet. Am Mittwoch hat das Landwirtschaftsministerium in Hannover ein Eckpunkte-Papier mit aus seiner Sicht zentralen Änderungsvorschlägen präsentiert. Dabei setze man insbesondere auf mehr Tierschutz bei der Jagd, heißt es. Auch sollten ökologische, wildbiologische und ethische Kriterien künftig stärker berücksichtigt werden. LJN-Präsident Dammann-Tamke nannte dieses Papier der grünen Ministerin in einer ersten Stellungnahme „nebulös und unkonkret“. Mit ihm solle der sozialdemokratische Koalitionspartner der Grünen „hinter die Fichte geführt werden“, um auf Kosten der Jäger ein Landesjagdgesetz auf den Weg zu bringen. In diesen Tagen wird intensiv für eine Teilnahme von möglichst vielen Jägern geworben. LJN-Präsident Dammann-Tamke unterstreicht die Bedeutung: „Es ist das erste Mal in der fast 75-jährigen Geschichte der Landesjägerschaft Niedersachsen , dass das Präsidium zu dieser Form des Protests aufruft.“ Allein das zeige, „was die Stunde geschlagen hat“. Bis heute überlasse die in Niedersachsen mitregierende SPD dem grünen Koalitionspartner das Feld der Jagd unkommentiert – mit für die Jagdausübung in Niedersachsen folgenschweren Konsequenzen. „ Das können und wollen wir nicht hinnehmen – wir werden für unsere Jagd kämpfen!“ , so Dammann-Tamke. Man kann nur hoffen, dass die Politik endlich umfassend und positiv auf diesen breiten Unmut in der Jägerschaft reagiert , statt sich auf ideologisch motivierte Verbote zu konzentrieren, für die sich beispielsweise der Landestierschutzverband einsetzt. Dessen Präsident Dieter Ruhnke hatte kürzlich in einem Interview mit der Syker Kreiszeitung erklärt, dass die Tonlage des Landesjagdverbands „völlig unangemessen“ sei. Und Ruhnke lehnte etwa die Ausbildung von Hunden in Schliefenanlagen, also dem Erdbau, mit lebenden Füchsen ab. Auch sei der Abschuss von wildernden Katzen weder erforderlich noch verhältnismäßig. Hier werde in die Eigentumsrechte eines Dritten, nämlich des Katzenhalters, eingegriffen, so Ruhnke. In vier Wochen sind Bundestagswahlen. Da sind SPD und Grüne, aber auch die anderen demokratischen Parteien auf allen Ebenen gut beraten, keine ideologischen Scharmützel zu führen, sondern die ganz praktischen, drängenden Sorgen von Landwirten, Jägern und anderen Naturnutzern ähnlich ernst wie die von Großstädtern zu nehmen. Die kommende Wahl wird nicht allein, aber auch im ländlichen Raum entschieden. Von dessen Lebenswirklichkeit haben sich viele Politiker leider entfremdet – eine Thematik, mit der wir uns in unserem Blog immer wieder schwerpunktmäßig auseinandersetzen. Landnutzung auf zwei Ebenen Dazu gehören Bemühungen, Landwirtschaft und Klimaschutz in der Praxis weiter zusammenzuführen. Dies gilt etwa für die Idee von Agri PV – Landnutzung auf zwei Etagen : Aufgeständert in rund zwei Meter Höhe über der landwirtschaftlichen Nutzfläche werden Photovoltaik-Zellen, also Sonnenkollektoren, montiert. Auf dem Ackerboden wachsen Gemüse, Kartoffeln oder Obst. Der gewonnene Strom aus erneuerbaren Quellen wird ins Netz eingespeist. Da die Sonnenkollektoren Schatten spenden, sind die Pflanzen an heißen Tagen einem geringeren Stress ausgesetzt und brauchen daher weniger Pflanzenschutz. Alles sehr nachhaltig und pfiffig. So weit die Idee, viele Bauern finden sie überzeugend. Zu einem Geschäftsmodell wird sie, wenn eine etwas höhere Einspeisevergütung die Investitionskosten anschiebt. Die Bundesregierung hat sogar die gesetzlichen Grundlagen geschaffen – im Solarpaket 1. Nur: Da es sich EU-rechtlich um eine Beihilfe handelt, muss das Gesetz aber in Brüssel notifiziert werden. Und da hakt es seit Monaten. In der Kommission heißt es, dass man immer noch auf Unterlagen aus Berlin warte. Projektentwicklern und investitionswilligen Bauern läuft die Zeit weg, Banken verwehren Kredite, solange es nicht das grüne Licht für die Subventionen gibt. Norbert Lins (CDU-Europaabgeordneter) sieht den Schwarzen Peter im Bundeswirtschaftsministerium. Das grün geführte Haus von Spitzenkandidat Habeck hintertreibe Agri-PV, weil die Subventionen den Bundesetat belasten und den Grünen die Bauern nicht wichtig seien. „Es wird höchste Zeit, dass die Hängepartie aufhört.“ Unser Autor Ludwig Hintjens wird die Thematik für unseren Blog kommende Woche näher analysieren. Ich wünsche Ihnen eine gute, positive Woche und verbleibe mit den besten Grüßen Ihr Jürgen Wermser Redaktionsleitung/Koordination
- SPD für Führerschein-Unterstützung und Eigentumsförderung
In ihrem Wahlprogramm äußern sich die Sozialdemokraten auch ausführlich zum ländlichen Raum. Mit ihren inhaltlichen Aussagen dürften sie eher mit der Union Schnittmengen finden als die Grünen Foto: andibreit Die SPD kündigt in ihrem Wahlprogramm 2025 an, den ländlichen Raum zu stärken. „Die ländlichen Räume in Deutschland sind unterschiedlich dynamisch, wohlhabend und zukunftsfest“, betonen die Sozialdemokraten. „Diese strukturellen Herausforderungen müssen bewältigt werden.“ Sie sehen dies in den Handlungsfeldern Modernisierung, Zusammenleben, Landwirtschaft, Mobilität und Gesundheitsversorgung als notwendig an. Die Partei will zudem das Breitbandinternet ausbauen und Kinos auf dem Land durch langfristige Förderprogramme unterstützen. Damit spricht sie viele zentrale Themen an. Für 17-Jährige schlägt die Partei einen Mobilitätspass mit 500 Euro Guthaben vor, den sie für Führerscheinkosten, Bahntickets oder Fahrräder nutzen können. Zudem will die SPD es Arbeitgebern ermöglichen, steuer- und abgabenfrei einen Führerscheinzuschuss von bis zu 2.000 Euro an Auszubildende und junge Beschäftigte auszuzahlen. Diese beiden Vorschläge sind ungewöhnlich, konkret. Tatsächlich ist der Führerschein für viele junge Menschen im ländlichen Raum teuer geworden, was zu Problemen führt. Eine pauschale Geldspritze für alle Jugendlichen wäre jedoch eine Verteilung nach dem Gießkannen-Prinzip. Leerstand-Strategie für den ländlichen Raum Mit ihrer Beobachtung zum teuren Führerschein stehen die Sozialdemokraten indes nicht allein. Handwerkspräsident Jörg Dittrich forderte im November einen Zuschuss für die Fahrausbildung . Dies sei für Auszubildende auf dem Land hilfreicher als das Deutschlandticket . Die SPD kündigt außerdem an, die Fahrausbildung zu reformieren, um die Kosten spürbar zu senken. Den Sozialdemokraten ist dabei bewusst, dass das Auto für viele Menschen in ländlichen Regionen unverzichtbar ist. Um leerstehende Immobilien in Wohn- oder Gewerberaum umzuwandeln, wollen die Sozialdemokraten mit gezielten Förderprogrammen und Anreizen Kommunen und private Eigentümer motivieren. Dies soll Teil einer umfassenden Leerstand-Strategie für den ländlichen Raum sein. Die SPD möchte das Programm „Jung kauft Alt“ ausbauen, bei dem zinsgünstige Kredite und Zuschüsse zur energetischen Sanierung gezahlt werden sollen. Dies käme nach Ansicht der Sozialdemokraten besonders jungen Familien zugute, die in kleinen Städten und Gemeinden ein Eigenheim suchen. Die SPD will außerdem Einheimischen-Modelle und Konzeptvergaben bei der Vergabe von Bauland stärken, damit ortsansässige Familien und Personen vergünstigtes Bauland kaufen können. Das klingt sinnvoll. Allerdings müssen sich die Sozialdemokraten in der Wohnungspolitik an ihren Taten messen lassen. Im Koalitionsvertrag hatte die bisherige Bundesregierung das Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr formuliert, was sie 2024 klar verfehlt hat. SPD setzt auf Landwirte als Umweltschützer In einigen Punkten bleibt die SPD vage, etwa wenn es zur Gesundheitspolitik heißt, die Versorgungssicherheit solle durch weitere Strukturreformen verbessert werden, insbesondere um die medizinische Versorgung in strukturschwachen Regionen zu sichern. Die Barrieren zwischen Praxen, Krankenhäusern und weiteren Versorgungseinrichtungen sollen aufgehoben werden. Ausführlich widmet sich die SPD der Agrarpolitik. „Für uns ist die Zukunft der Landwirtschaft digital und bürokratiearm“, heißt es griffig. Die Sozialdemokraten erklären, sie seien sicher, dass man auch in der konventionellen Landwirtschaft gut und nachhaltig arbeiten könne: „bodenschonend, tierwohlgerecht, klimaangepasst“. Damit setzt die SPD auf die Landwirte als Umweltschützer. Die Partei will es den Bauern nach eigenem Bekunden erleichtern, das zu tun, und sie will Planungssicherheit schaffen. Mit der neuen Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2028 will sie diejenigen stärker unterstützen, die die Ressourcen Wasser, Boden und Luft schonen, zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen und Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung durchführen. Den Landwirtinnen und Landwirten will die SPD durch die Reform der Agrarförderung Rückendeckung geben. Ziel sei eine stärkere Honorierung und Vergütung von Leistungen, die den Arbeitskräften in der Landwirtschaft, den ländlichen Regionen und dem Tierschutz zugutekämen. Wie das genau geschehen soll, bleibt unklar. Zu einem zentralen Punkt der Bauernproteste, dem Agrardiesel, nimmt die Partei keine Stellung. Während CDU und CSU die Rückvergütung wieder vollständig einführen wollen, ist davon im SPD-Programm nicht die Rede. Insgesamt klingen die Aussagen im aktuellen Wahlprogramm der Sozialdemokraten zum ländlichen Raum präziser, realitätsnäher und weniger ideologisch als die der Grünen. Dies könnte die Partei bei einer Koalition mit der Union deutlich anschlussfähiger machen.
- Ein Bio-Tief oder nur eine Flaute?
Zu wenige Landwirte steigen um: Bauern können steigende Nachfrage nach Bio-Fleisch und Bio-Milch kaum noch erfüllen Foto: Couleur Die Bio-Bauern in Deutschland können die steigende Nachfrage nach bio-zertifizierten Milch- und Fleischprodukten kaum noch erfüllen. Während der Verbraucher also langsam, aber stetig auf Bio-Produkte setzt (und offensichtlich bereit ist, dafür auch mehr Geld auszugeben), schrecken noch immer viele Landwirte davor zurück, ihren Betrieb auf bio umzustellen. In den vergangenen Jahren seien zu wenige Höfe auf ökologische Erzeugung umgestiegen, sagt Bioland-Präsident Jan Plagge. Am Einzelhandel liegt das nicht mehr. Im Gegenteil: Plagge lobt große Bio-Offensiven wie die von Edeka Südwest als unverzichtbar. Der ökologisch und regional engagierte Einzelhandel ist längst der wichtigste Ort, an dem Kaufverhalten und Konsummuster merklich umgestellt werden. Vorausgesetzt, es gibt faire Preise für alle und faire Wertschöpfungsketten. Immerhin schreiben Discounter und Supermärkte Öko-Erfolgsgeschichte. Längst liegt ihr Bio-Umsatz über zehn Milliarden Euro im Jahr. Ihr Bio-Sortiment-Anteil liegt bei über 60 Prozent. Manche schrauben das Bioland-Schild ab 2024 kauften die Verbraucher in Deutschland für 16 Milliarden Euro Bio-Lebensmittel und Bio-Getränke. Und doch fragen sich manche: Ist der Bio-Boom schon wieder vorbei? Tief oder nur Flaute? Nach Jahren der Expansion haben zuletzt viele Betriebe aufgegeben. Betroffen sind vor allem kleinere, tierhaltende Höfe, die oft ohnehin nur noch Nebenerwerbsbetriebe waren. Manche schrauben das Bioland-Schild an ihrem Stall ab. „Die Ära ist nach zehn Jahren vorbei“, sagt eine Milchbäuerin im Vogelsbergkreis. Sie ist zur konventionellen Landwirtschaft zurückgekehrt – obwohl sie dann elf Cent pro Liter weniger von der Molkerei bekommt als bisher. Denn die Betriebskostenrechnung fängt das locker auf. Das Futter kostet nur noch die Hälfte von dem, was für das Biofutter ausgegeben werden muss. Und beim Rapsschrot kann der Hof die Hälfte der Kosten bei mehr durch Düngemittel erzielten Ertrag einsparen. Hinzu kommt: Anders als die Bio-Ackerbauern sind Bio-Milchbauern beim Verdienst deutlich schlechter gestellt. Obendrein spielt die Politik mit. Was selten auf den Höfen funktioniert. Über die Jahre sind immer mehr Auflagen aus Brüssel und Berlin dazugekommen, die am Ertrag zehren und die Arbeit erschweren. Dennoch: In der Summe sei der ökologische Landbau je nach Standort enorm wettbewerbsfähig, sagt Gerold Rahmann, der Präsident des Thünen-Instituts. Statistisch gesehen fallen die Einnahmen der Bio-Bauern nämlich durch die Öko-Prämie höher aus. Das Jahreseinkommen eines Bio-Bauern liegt im Schnitt bei 80.000 Euro. In fünf Jahren wollte die Ampel-Regierung 30 Prozent der Fläche in Deutschland für den Öko-Landbau ausweisen. Fünf Millionen Hektar. Wie beim Wohnungsmarkt wird das nicht im Ansatz funktionieren. Anfang 2022 wurden von den gut 36.000 Biobauern (gut 14 Prozent aller Betriebe) gerade mal 1,8 Millionen Hektar ökologisch bewirtschaftet. Ohnehin erfüllten laut den Öko-Kennzahlen 2024 nur 64 Prozent aller Bio-Flächen die gegenüber der Bio-EU-Verordnung strengeren Richtlinien der Öko-Verbände.
- „Süchtig nach niedlichen Dingen“
Ob im Internet oder im Zoo – der Nachwuchs vieler Tierarten hat in unserer Welt das Zeug zum Star. Denn wenn wir Niedliches erblicken, versetzt uns das Gehirn kurzzeitig in einen Rausch Foto: Péronne vd Ham / pixelio.de Kulleraugen, kleine Stupsnase, hohe Stirn, wackelige Bewegungen. Warum wir dies so süß und niedlich finden, hat Konrad Lorenz vor Jahrzehnten untersucht. In einer 1943 erschienen Studie nannte der österreichische Zoologe und spätere Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin verschiedene Attribute, die er unter dem noch heute bekannten Begriff „Kindchenschema“ zusammenfasste. Die genannten Merkmale lösen bei uns fürsorgliches beziehungsweise beschützendes Verhalten aus und verbessern dadurch die Überlebenschancen einer Art. Unser Gehirn reagiert aber nicht nur so, wenn wir Neugeborene oder kleine Kinder sehen. Auch der tapsige Nachwuchs verschiedener Tierarten löst bei vielen von uns einen nicht zu unterdrückenden Reflex aus. Diesen ordnete Lorenz als Ergebnis einer evolutionären Anpassung ein. „Wir sind süchtig nach niedlichen Dingen, weil wir uns gut fühlen, wenn wir sie ansehen“, wird Joshua Paul Dale, Kulturwissenschaftler an der Chuo Universität in Tokyo, in einem kürzlich im Magazin National Geographic erschienenen Bericht zitiert. „Wenn wir etwas als niedlich wahrnehmen, erregt es unsere Aufmerksamkeit sehr schnell – innerhalb von einer Siebtelsekunde –, indem es den Orbitofrontalkortex (das Großhirnrindengebiet des Menschen, das sich direkt über der Augenhöhle vorne im Schädel befindet, Anm. d. Red.) aktiviert, das Genuss- und Belohnungssystem im Gehirn.“ Auf diese schnelle neuronale Aktivität, so Dale, würden langsamere Bewertungsprozesse folgen, die fürsorgliches Verhalten auslösen, Aggressionen abbauen und andere Bereiche des Gehirns aktivieren, die an Spiel und Mitgefühl beteiligt sind. An der Universität in Münster befasst sich der Verhaltensbiologe Prof. Dr. Norbert Sachser schon seit Jahrzehnten auch mit diesem Thema. Gemeinsam mit der Neurowissenschaftlerin Melanie Glocker und US-Wissenschaftlern der Universität Pennsylvania untersuchte Sachser 2009 noch einmal intensiv das Kindchenschema in einer Testreihe. 40 Porträts von Kindern im Alter von sieben bis 13 Monaten wurden mithilfe einer „Morphing Software" mit hohen und weniger hohen Kindchenschema-Werten ausgestattet. Ergebnis: Testpersonen fanden die Gesichter mit den hohen Werten durchweg niedlicher. Zwergflusspferd verzückt die Welt Bei verschiedenen Tierarten funktioniert dies gleichermaßen. Beispiele gibt es zuhauf: Der kleine Eisbär Knut im Berliner Zoo löste 2006 ein internationales Medienecho aus. Zurzeit verzückt das Zwergflusspferd Moo Deng aus Thailand die Welt. Und im neuen Jahr meldet sich garantiert bald wieder ein Zoologischer Garten, der mit einem „Tierbaby“ Besucherscharen anlocken möchte. „Niedlichkeit hat sich im Laufe der Evolution schlicht als so effektiv erwiesen, dass auch andere Tiere die entsprechende Reaktion in uns auslösen“, sagt Dale. Und dies tun wir gewissermaßen instinktiv. Das Verhaltensmuster ist angeboren und in der Regel kaum zu unterdrücken. In einem Gespräch mit der dpa erläuterte Norbert Sachser, dass vier Monate alte Babys bereits auf diese Schlüsselreize reagieren. „Die kann man natürlich noch nicht befragen, aber man kann zum Beispiel verschiedene Fotos zeigen und dann schauen: Wo gucken diese Babys wie lange hin.“ Bilder mit Kindchenschema bekämen mehr Aufmerksamkeit. Hundewelpen, Katzenjunge, Jungvögel, Fohlen oder Küken profitieren davon. Die Niedlichkeit dieses Nachwuchses löst einen tiefsitzenden Instinkt aus. In ihrer Werbung um die Gunst des Publikums oder der Kunden setzen nicht nur Zoologische Gärten oder Futtermittelhersteller bewusst auf das Kindchenschema. Auch Tierschutz- oder Umweltschutzorganisationen nutzen den Schlüsselreiz, um Unterstützer oder Spender zu gewinnen. Für Norbert Sachser ist es zum Beispiel kein Zufall, dass eine der größten internationalen Natur- und Umweltschutzorganisationen, der WWF, mit dem Großen Panda wirbt. Obwohl der Bär nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet hat, ist er weltweit bekannt. Sachser: „Zoos lösen keinen Hype damit aus, wenn sie sagen: Wir haben hier jetzt eine sehr, sehr seltene Giftschlange.“ Und es ist nicht verwunderlich, dass die Nachricht von einer Geburt im Zoo häufig zum Wochenende „verkauft“ wurde. Wenn die Medienmaschinerie einmal läuft, stehen die zahlenden Besucher Schlange.
- Wenn der Traktor zum Ladenhüter wird
Die Angst ist auch auf der Grünen Woche allgegenwärtig: Schwindende Nachfrage made in Germany sowie Handelskriege sorgen dafür, dass hier viele Hersteller von Agrarmaschinen Kurzarbeit anmelden oder sogar Arbeitsplätze streichen Foto: WFranz Ein schwacher Trost bei der schwindenden Nachfrage nach Traktoren, Mähdreschern und anderer Agrarmaschinen: Es trifft nicht nur Deutschland mit seinem traditionell sehr starken Maschinenbau, sondern jetzt im stärkeren Maße auch die USA und Kanada. Zuletzt hatte der Riesen-Konzern John Deere eine sehr schwache Nachfrage nach seinen Traktoren melden müssen. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 brach der Nettogewinn beim Konzern um fast 42 Prozent auf 1,734 Milliarden Dollar ein. Der Konzern hatte im Juni unter anderem Stellenstreichungen in der Produktion angekündigt, diese aber nicht näher beziffert. Gerade die jetzt in der Krise steckenden Farmer und die in Angst lebenden Arbeiter in der Agrarindustrie waren Garanten für den Wahlsieg des Donald Trump gegen seine Großstadt-fixierte Gegnerin Kamala Harris. Diese dürften von Trump jetzt Schutz verlangen. Doch auch in Deutschland läuten angesichts der Probleme im Raum zwischen Emsland und Mecklenburg-Vorpommern, zwischen dem Bodensee und Hessen die industrie- und agrarpolitischen Alarmglocken: So schickte der westfälische Landtechnikhersteller Claas unlängst erneut Mitarbeiter in Kurzarbeit. Betroffen sind rund 1.000 Beschäftigte in der Produktion von Mähdreschern, Feldhäckslern und Groß-Traktoren im Stammwerk in Harsewinkel. „Die schwierige konjunkturelle Lage belastet seit einiger Zeit den gesamten Agrarsektor. Diesem negativen Trend können wir uns nicht entziehen“, teilte die Konzernführung mit. Bereits im September hatte das Unternehmen etwa 600 Mitarbeiter in Harsewinkel für drei Wochen in Kurzarbeit geschickt. Damals war nur die Mähdrescher-Produktion betroffen gewesen. Das 1913 gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei selbstfahrenden Feldhäckslern und europäischer Marktführer bei Mähdreschern. Jetzt hofft man, dass die Krise nur temporär ist. Eine Gewissheit hat man dafür nicht. Handelskriege belasten das Geschäft Auch andere Landmaschinenhersteller wie Krone aus dem Emsland melden Probleme beim Absatz ihrer Maschinen. Eine immer stärker werdende Konkurrenz aus Fernost, der Klimawandel, der die Landwirtschaft vor allem in Afrika und Asien schon heute vor ganz neue Herausforderungen stellt, und natürlich die internationalen Spannungen machen der Branche zu schaffen. „Wir haben schon jetzt einen gestörten Welthandel im Bereich des Maschinenbaus in unserem Bereich“, erklärt ein Vertreter des Fachverbandes. Mähdrescher nach Russland? Genau deswegen setzt man bei Claas und Co. trotz aller politischer Spannungen weiter partiell auch auf das Russland-Geschäft, das früher ein großer Bestandteil des Geschäfts war. „Wir können und wollen uns nicht aus einer der weltweit wichtigsten Landwirtschaftsregionen zurückziehen“, sagte Claas-Chef Jan-Hendrik Mohr in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Und ergänzte: „Millionen Menschen in der Welt hungern. Grundsätzlich leisten wir mit unseren Maschinen einen Beitrag zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung.“ Erntemaschinen wie Mähdrescher sind von den Sanktionen ausgenommen – anders als Traktoren , die als Hilfsfahrzeuge im Krieg eingesetzt werden können. Sie gelten als sogenannte Dual-Use-Produkte. Sollten in Russland keine Mähdrescher mehr einsatzbereit sein – und die Gefahr besteht angesichts des veralteten Maschinenparks und der Umstellung auf Kriegswirtschaft in Putins Reich –, trifft das weniger die Verbraucher in Russland oder in Westeuropa. Wird weniger Weizen zum Beispiel nach Afrika exportiert, drohen Hungersnöte. Nicht nur wegen fehlender Absatzmärkte für die eigenen Maschinen schaut die kriselnde Landmaschinen-Branche mit großer Sorge auf das ohnehin sehr fragile Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine bzw. dem Westen.
- Treffpunkt für Stadt und Land
Die Grüne Woche ist mehr als eine Messe der Landwirtschaft. Bis zum 26. Januar ist sie Treffpunkt für Entscheidungsträger des ländlichen Raumes. Zugleich bewährt sie sich als Begegnungsort für mehr Verständnis zwischen Stadt und Land Foto: © Messe Berlin GmbH Die Begegnung von Stadt und Land findet hier auf der Messe insbesondere am Wochenende statt. Landwirte, Lebensmittelhersteller, Waldbesitzer, Jäger, Maschinenhersteller zeigen und werben dafür, was sie in ihrem Alltag als Naturnutzer tun. Die Besucher werden zusätzlich zu dem, was ausgestellt und präsentiert wird, angezogen von einer Vielfalt von Fach- und Publikumsveranstaltungen. Dazu gehören etwa Kochshows mit jeweils eigenen Produkten vom Lande. Aktionen zum Mitmachen und Stände zum Probieren haben auch an diesem Wochenende Tausende Besucher angelockt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1926 haben mehr als 34 Millionen Menschen die Grüne Woche als weltweit größte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau besucht. Auch in diesem Jahr war sie besonders in den ersten Tagen mit vielen Fachvorträgen und Diskussionen ein zentraler Treffpunkt für den Dialog zwischen Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft – national und international. Für Dr. Mario Tobias, den Vorsitzender der Geschäftsführung der Berliner Messe, ist die Grüne Woche ein „Brennglas für drängende Branchenthemen“. Das hat sich bereits zum Auftakt der Messe bestätigt. 1500 Aussteller aus 60 Ländern erwarten bis zum Ende dieser Woche rund 300.000 Besucher. Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Städten und ländlichen Räumen: „Städte und Metropolen sind angewiesen auf die Landwirtschaft und einen konstruktiven Dialog. Die Grüne Woche bietet eine hervorragende Plattform, um Brücken zwischen Stadt und Land zu bauen.“ „ Zeit für die Verjüngung in der Landwirtschaft“ Christophe Hansen, Mitglied des Europäischen Parlaments, betonte die Notwendigkeit, die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft zu sichern: „Es ist Zeit für eine Verjüngung in der Landwirtschaft. Gleichzeitig müssen wir den Respekt vor der wirtschaftlichen Leistung der Betriebe wahren. Landwirte sind Unternehmer, die ihre Einnahmen steigern müssen, um nachhaltig zu wirtschaften. Weniger Bürokratie und klare Rahmenbedingungen sind dabei entscheidend.“ Derzeit seien nur knapp zwölf Prozent der Landwirte in der Europäischen Union unter 40 Jahre alt, das Durchschnittsalter liege bei 57 Jahren. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, forderte Planungssicherheit für die Betriebe, insbesondere im Bereich Tierhaltung: „Beim Stallumbau benötigen unsere Landwirte Lösungen, die mindestens 20 Jahre Bestand haben. Nur so können wir eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Landwirtschaft gewährleisten.“ Heimische Landwirtinnen und Landwirte sorgten für Ernährungssicherheit: ein Garant für politische und gesellschaftliche Stabilität. Dieser Aufgabe sollen sie im Einklang mit dem Klimaschutz nachkommen, ohne ihre Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. Die Grüne Woche 2025 zeigt erneut die Vielfalt und Innovationskraft der Branche und bietet Besuchern die Gelegenheit, Landwirtschaft hautnah zu erleben und über aktuelle Herausforderungen und Zukunftsthemen ins Gespräch zu kommen. Sie ist zugleich eine Bühne für aktuelle gesellschaftliche Fragen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und nachhaltige Landnutzung.
- Gedanken, Anmerkungen und Beobachtungen zum Endspurt im Wahlkampf, zur Grünen Woche und zur Unruhe unter Jägern
Liebe Leserin, lieber Leser, Anfang dieser Woche haben verschiedene Parteiengremien ihre Spitzenkandidaten mit ihren Programmen ins Finale des Bundestagswahlkampfes geschickt. Die Themen auf Plakaten und Schlagzeilen verengen sich auf wenige Schwerpunkte. Die Grüne Woche rückt Themen in den Blickpunkt, die etwa in den „Townhall-Gesprächen“ des Kanzlers kaum eine Rolle spielen. In dieser Woche blicken wir gleichzeitig in die Länder, wo sich unter Jägern wieder Unmut zusammenbraut. Gefühlt werden wir in diesen Tagen und damit fünf Wochen vor der außerplanmäßigen Bundestagswahl von den Zahlen der Demoskopen und Prognostiker und bei Inhalten überwiegend von Wiederholungen von Schlagwörtern erschlagen. Irgendwie ist das ein anderer Wahlkampf als der, an den wir uns in der Vergangenheit mit starken oder auch schwachen Argumenten und Spitzenpolitikern mit all ihren authentischen Eigenarten gewöhnt hatten. Der Wahlkampf ist jetzt einfach anders. Die sozialen Medien nehmen da bei den aktuellen Veränderungen eine Schlüsselrolle ein. Sie sorgen dafür, dass mehr oberflächliche Stimmungen verbreitet werden, um an Stimmen zu kommen. Witzige Bildchen oder Filmchen und Sprüche, animierte Szenen – extrem verkürzte Ausschnitte und Zitate oder die berühmten GIFs, die über die Handys huschen, gehören jetzt dazu. Sie werden millionenfach weitergeleitet, meist ohne zu wissen, wo sie herkommen. Die AfD soll als Quelle ohne Absender besonders gut, kreativ und reichweitenstark sein. Die „alten Volksparteien“ gelten da entsprechend eines gepflegten Klischees als lahm und rückständig. Der Trend, dass in den Aussagen zunehmend nicht mehr alles stimmen muss, wird gerade in Amerika verstärkt. Das erreicht auch uns. Dahinter macht sich eine Definition von Meinungs- und Redefreiheit breit, die suggerieren will, dass es keine rechtlichen Grenzen bei Hass, Lügen, Fakes oder Beleidigungen gibt. Das schwappt in die Politik. Und schon machen wir uns Sorgen um die Festigkeit der Demokratie, wenn der politische Wettbewerb nicht mehr über Argumente, Überzeugungen, authentische Auftritte und nach demokratischen Selbstverständlichkeiten ausgetragen wird. Der coole Kanzler und die Suche in der Union nach der richtigen Tonlage In der Kürze des Wahlkampfes erleben wir einen Kanzler als SPD-Spitzenkandidat, der sich in einem Selbstbildnis darstellt, das so kein Außenstehender malen würde: besonnen, cool, Kriegsängste abräumend und immer die Nerven behaltend. Ist das authentisch? In seinen „Townhall-Gesprächen“ und parallel gegebenen Interviews mit den jeweiligen Lokalzeitungen muss alles ins beschriebene Schema passen. Bei der Konkurrenz werden die Themenfelder Wirtschaft, Arbeit, Sicherheit gesetzt, aber nicht so transportiert, wie sich die Wahlkampfstrategen der Union das durchgehend wünschen. Die Hamburger Vorstandsklausur der CDU hat die „Agenda 2030“ mit dem Leitgedanken auf den Weg gebracht, dass nur durch eine gute Wirtschaftspolitik mit Steuerentlastungen eine gute Sozialpolitik zu entwickeln sei. Am Ende soll ein Wachstum von zwei Prozent stehen. Unsicher ist man aber, wie die Zeitschrift „Cicero“ es gerade formulierte, in „welcher Tonlage“ der Spitzenkandidat seine Botschaften am besten transportieren sollte. Die Partei ist auf der Suche danach, warum sie mit ihrem Kanzlerkandidaten den Deckel von knapp über 30 Prozent nicht weiter nach oben durchstoßen kann. Die Frage, wo mehr Potenzial liegt, kann niemand sicher beantworten: links von der Mitte oder doch mehr von dort nach rechts . Oder: wie Wüst es macht oder andererseits Söder. Dabei unternimmt der Bayer nichts, um die Union von den alle Inhalte überlagernden voreiligen Koalitionsdebatten zu befreien. Bleiben wir damit bei unseren Themen und Inhalten, wenn sie schon im Wahlkampf kaum eine Rolle spielen. Die Grüne Woche wird leider überschattet von dem Thema Maul- und Klauenseuche. Da wird alles getan, um sie einzudämmen und die wirtschaftlichen Schäden nicht ins Uferlose gehen zu lassen. Unser Autor Christoph Boll hat sich gestern ausführlich damit befasst. Hoffnung auf einen Politikwechsel mit Neustart Foto: © Messe Berlin GmbH Aktuell aber bietet die Messe gerade in dieser Zeit Anlass, die Zukunftsperspektiven für die Wirtschaft und Naturnutzer in unseren ländlichen Räumen in den politischen Blickpunkt zu rücken . Landwirte und verbundene Interessengruppen nehmen die Gelegenheit in Berlin zum Anlass, an das zu erinnern, wofür sie vor einem Jahr mit ihren Treckern öffentlichkeitswirksam aufgefahren sind – und was daraus geworden ist. Die grünen Nummernschilder sind noch zu sehen, doch der Abbau der Steuerbegünstigung bis Ende dieses Jahres auf 0 ist gültige Beschlusslage. Andere Forderungen wie etwa Bürokratieabbau mit Abschaffung von doppelten Dokumentationspflichten sind bei der alten Koalition verhallt. Bauernpräsident Rukwied setzt nun auf einen Politikwechsel mit einem grundsätzlichen „Neustart“. Dabei wird nicht nur auf eine auch dem Lande zugewandte Regierung gesetzt, sondern auch auf Brüssel. Hoffnung machte der neue EU-Agrarkommissar Christophe Hansen aus Luxemburg ebenfalls auf der Grünen Woche: In der Vergangenheit habe es zu oft polarisierende Diskussionen zwischen Landwirten, Lebensmittelproduzenten und der Zivilgesellschaft gegeben. „Es ist mir ganz wichtig, dass diese Polarisierungen aufhören.“ Für einen grünen Landwirtschaftsminister war das – so hoffen viele auf der Messe – der letzte Auftritt. Auf eine weitere grüne Regierungsbeteiligung hofft hier auf der Messe und vor der Wahl ebenso wie in Bayern kaum jemand. Bundesagrarminister Cem Özdemir, der die Bundespolitik wahrscheinlich nach Baden-Württemberg verlässt, legte einen freundlichen Auftritt mit einem Appell zur Kompromissfähigkeit hin. Das brauche es trotz gegenläufiger Interessen für eine zukunftsfähige Land- und Ernährungswirtschaft. Die Angesprochenen selbst haben nach ihren Protesten wenig Kompromissfähigkeit der bisherigen Bundesregierung in Erinnerung. Nicht zu vergessen, was sich gleichzeitig in den Ländern tut Alles blickt auf Berlin und die Bundespolitik. Währenddessen grummelt es in den Ländern mit ihren Zuständigkeiten wie etwa für Forst und Jagd . Daran erinnert aktuell das Forum Natur in Brandenburg. Es hat nicht nur vor der Landtagswahl mit klarer Stimme auf sich und berechtigte Anliegen im ländlichen Raum aufmerksam gemacht. Sondern es erhebt sich jetzt erneut mit klarer Stimme gegenüber der frischen Landesregierung und dem Parlament in Potsdam. Vor der Landespressekonferenz dort haben sich hier die zum Forum Natur zusammengeschlossenen Vertreter von Bauern, Fischern, Jägern, Waldbesitzern bis zu den erneuerbaren Energien mit dem Koalitionsvertrag auseinandergesetzt. Sie erkennen „in der strukturellen und personellen Veränderung des Agrar- und Umweltministeriums großes Potenzial für positive Entwicklungen im ländlichen Raum“ . So formulierte es für das Forum der Vorsitzende Gernot Schmidt. Landnutzung und Naturschutz müssten in Zukunft viel stärker gemeinsam gedacht werden, hieß es dort weiter. Die beteiligten Waldbesitzer merken an: „Wie viel die Landnutzer für den Natur- und Umweltschutz tun, zeigt sich auch in unseren Brandenburger Wäldern.“ Das Forum formulierte dazu ein Zehn-Punkte-Programm, das auch woanders Schule machen könnte. Bleiben wir bei Brandenburg, das gerade nicht nur von der Maul- und Klauenseuche heimgesucht wird. Der Landesjagdverband dort geht noch auf ein anderes Thema ein, das die Jägerinnen und Jäger anhaltend umtreibt. Es geht wieder einmal um den Wolf und bisher bei uns wenig diskutierte Schäden durch ihn: In zwei Landkreisen wurden 2024 ein Teckel und ein Jagdhund beim Einsatz während der Nachsuche in Folge eines Verkehrsunfalls durch Wolfsangriffe verletzt und getötet. Im Jahr zuvor verlor eine Hundeführerin in Dahme-Spreewald ihre Beagle-Hündin mit anschließendem DNA-Wolfs-Nachweis. Mit den Entschädigungen tun sich die zuständigen Behörden dort schwer und verzögern offensichtlich die Regulierung. Hier ist sie übrigens einmal gewünscht! „ Wir können nicht länger hinnehmen, dass diese gravierenden Vorfälle weiterhin als Einzelfälle abgetan werden. Die Wolfspolitik in Brandenburg ist aus dem Rude r gelaufen. Es braucht jetzt endlich praxisnahe Lösungen für das Wolfsproblem“ , so der Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg , Dr. Dirk-Henner Wellershoff. In Brandenburg herrsche mit über 1.000 die weltweit höchste Wolfsdichte. Der LJVB fordert die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht, eine deutliche Reduzierung des aktuellen Bestandes, eine Obergrenze für Wölfe und eine dauerhafte Jagdzeit. In einem anderen Land regt sich erneut Widerstand gegen ein geplantes Jagdgesetz. In Niedersachsen ruft die geplante Veränderung die Jägerschaft auf den Plan. Besonders im Fokus steht die von dem grünen Umweltminister angestrebte Einschränkung der Ausbildung von Jagdhunden an lebendem Wild. Sie ist nun einmal die Voraussetzung dafür, tierschutzgerecht jagen zu können. Die Demonstration der Jäger unter dem Motto „Jetzt geht`s ums Ganze – Jagd sichern, Natur bewahren“ beginnt am 30. Januar um 10 Uhr auf dem Schützenplatz in Hannover mit anschließendem Marsch zum Landtag. Tiernachwuchs löst Beschützergefühle aus Wie notwendig und berechtigt die Jagd ist, wissen wir. Gleichwohl lehnen viele die Jagd grundsätzlich ab, weil dabei Tiere getötet werden. Vor allem der tapsige Nachwuchs vieler Tierarten löst bei Menschen Beschützergefühle aus. Unser Autor Wolfgang Kleideiter beschreibt in der nächsten Woche dieses Phänomen in seinem Beitrag „Süchtig nach niedlichen Dingen“. Mit diesen Hinweisen verbleibe ich für dieses Wochenende Ihr Jost Springensguth Redaktionsleitung / Koordination
- Seuchenausbruch bedroht Fleischwirtschaft
Erstmals seit 1988 gibt es in Deutschland wieder einen Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS). Bundesweit sind die zuständigen Behörden, Jäger, Landwirte und die Fleischwirtschaft alarmiert Symbolbild: Heinrich Linse / pixelio.de Die im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland vor wenigen Tagen in einem Wasserbüffel-Bestand festgestellte Viruserkrankung MKS ist zwar ein lokales Ereignis, aber mit möglicherweise weitreichenden Folgen. Die örtlich zuständigen Behörden arbeiten an Bekämpfungs- und Schutzmaßnahmen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat einen Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen. Sowohl für die Behörden als auch den Bauernverband hat jetzt die Eindämmung „höchste Priorität“, wie Präsident Joachim Rukwied formuliert. Die tückische Seuche liegt aktuell wie ein Schatten über der Grünen Woche , der Leitmesse der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des Ausbruchsortes Hönow im Kreis Märkisch-Oderland. Ställe für Rinder, Schafe, Ziegen oder Schweine wurden gar nicht erst installiert. Damit haben die Veranstalter schnell reagiert und verzichten auf die Paarhufer als übliche lebende Messeattraktionen. Der Mensch ist zwar für die MKS wenig empfänglich. Für die genannten Nutztiere allerdings ist sie hochansteckend. Das gilt übrigens auch für Paarhufer als Zoo- und Wildtiere. Das Virus wurde in Brandenburg durch das zuständige Landeslabor nachgewiesen und im Nationalen Referenzlabor für MKS des bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) bestätigt. Damit verliert Deutschland bei der Weltorganisation für Tiergesundheit automatisch die Anerkennung als „frei von Maul- und Klauenseuche ohne Impfung“. Während noch die epidemiologischen Untersuchungen zur Ermittlung der Einschleppungsursachen für die Seuche laufen, wurden bereits Sperrzonen in Brandenburg und Berlin eingerichtet und Verbringungsbeschränkungen für empfängliche Wiederkäuer und Schweine verhängt. Auswirkung auf die internationalen Handelsbeziehungen Der Seuchenausbruch wirkt sich direkt auf die internationalen Handelsbeziehungen aus. So hat Großbritannien den Import besonders gefährdeter Tierarten aus Deutschland verboten. Das betrifft lebende Tiere und Frischfleischprodukte. Zuvor hatten bereits Südkorea und Mexiko ein Einfuhrverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt. Die Niederlande untersagten landesweit den Transport von Kälbern, da dorthin seit Anfang Dezember 2024 mehr als 3.600 Mastkälber aus Brandenburg geliefert worden sind. Ansonsten läuft der Handel innerhalb der EU mit kleinen Einschränkungen weiter. Denn dort gilt der Grundsatz, nur Importe aus betroffenen Regionen zu beschränken. Für das Bundeslandwirtschaftsministerium sind die wirtschaftlichen Schäden bislang nicht abschätzbar. Das Fachmagazin topagrar hingegen zitiert Steffen Reiter, Geschäftsführer des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), mit der Aussage, „der Umsatzverlust dürfte in die Hunderte Millionen gehen“. „Südkorea oder Japan werden uns vorerst kein Fleisch mehr abnehmen“, glaubt Reiter. Im besten Fall könnte sich Deutschland in drei Monaten wieder für MKS-frei erklären. Bevor der Handel aber wieder floriert, dürfte es weitere Monate dauern. Landwirte erhalten für die MKS-Folgen keine Entschädigungen. Aus Sicht von Bauernpräsident Joachim Rukwied ist deshalb auch „der Schaden für die Tierhalter erheblich, weil Exportmärkte wegfallen werden“. Er hat Bund und Länder aufgefordert, die Seuche umgehend zu bekämpfen. Denn wie gravierend die Folgen der Seuche sein können, hat etwa Großbritannien 2001 nach einem schweren Ausbruch erfahren. Dort mussten damals mehr als sechs Millionen Tiere geschlachtet werden. Das zerstörte die Existenzgrundlage vieler Landwirte. Hohes Risiko indirekter Ansteckungen Die MKS wird durch ein Herpes-Virus ausgelöst und meistens durch direkten Kontakt zwischen erkrankten und empfänglichen Tieren übertragen. Allerdings besteht auch ein hohes Risiko einer indirekten Ansteckung über Gegenstände, Fahrzeuge oder Menschen. Ein Großteil der Tiere überlebt die Seuche geschwächt. Die Gefahr des Ausbruchs in Brandenburg besteht darin, dass Wasserbüffel meist extensiv gehalten werden. Es gibt daher die Möglichkeit, dass sich auf einer Weide Wildschweine oder Rehe infiziert haben. Da die Krankheit nicht unmittelbar tödlich ist, können infizierte Tiere auch über größere Strecken wandern. Einschränkungen für die Jagd Deshalb sind deutschlandweit die Bundesländer alarmiert. Jäger werden gebeten, auf die Teilnahme an Jagden und Veranstaltungen mit Tieren jeglicher Art in Brandenburg zu verzichten. Denn „durch Jagdreisen nach Brandenburg oder Jagdgäste aus Brandenburg besteht eine Gefahr der Einschleppung der Tierseuche“, so das Referat Tierseuchen des Thüringer Sozialministeriums. Es mahnt zudem zur strikten Einhaltung der Hygieneregeln bei der Jagdausübung. In Niedersachsen hat das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) mit Gültigkeit bis zum heutigen Freitag alle Veranstaltungen mit Klauentieren untersagt. Erkrankte Tiere zeigen typische Symptome wie Blasen an Maul, Zunge, Klauen oder Zitzen. Die Wasserbüffelherde, in der die Seuche ausgebrochen war, wurde umgehend gekeult, ebenso ein benachbarter Schweinebestand. Denn in einem Steckbrief des für Tiergesundheit zuständigen Bundesforschungsinstitutes heißt es, dass alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden müssen, wenn in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt ist. Nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Institutes ist der Virustyp des Brandenburger Falls hauptsächlich im Nahen Osten und in Asien zu finden. Die Wissenschaftler haben die Herkunft des Erregers auf das Gebiet Türkei-Iran eingegrenzt. Nun wird ein spezifischer Impfstoff produziert. Die Rezeptur dafür gibt es bereits in der MKS-Antigenbank. Innerhalb weniger Tage soll der Impfstoff bereitstehen, sodass eine Immunisierung aller angrenzenden Nutztierbestände anlaufen kann. Eine erste Testreihe konnte das Virus bei keinem Tierbestand im Umkreis von einem Kilometer nachweisen. Es scheint sich somit vorerst um einen isolierten Ausbruch zu handeln.
- Wildnis oder Wirtschaftswald: Stadt und Land gemeinsam
Wälder sind für viele Menschen ein Sehnsuchtsort – besonders für Städter, die in der Natur Ruhe und Ausgleich suchen. Für Landbewohner hingegen sind Wälder häufig Arbeitsplatz, Wirtschaftsgut und kulturelles Erbe Foto: mariohagen Unterschiedliche Perspektiven führen immer wieder zu Konflikten. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit unserem Wald. Soll er ein unberührter Rückzugsort sein oder eine Ressource, die genutzt werden darf? In Zeiten des Klimawandels und der Artenkrise ist klar: Wälder sind eine gemeinsame Verantwortung. Doch wie können Stadt und Land zusammenarbeiten, um ihre Zukunft zu sichern? Wälder erfüllen viele Funktionen, die weit über das hinausgehen, was auf den ersten Blick sichtbar ist. Sie nehmen Kohlendioxid auf, speichern es und filtern Schadstoffe aus der Luft. Ohne diese „grünen Lungen“ würde sich der Klimawandel noch weiter beschleunigen. Gerade Städter nutzen Wälder zudem als Rückzugsorte für Sport, Spaziergänge und Entspannung. Studien zeigen, dass der Aufenthalt im Wald Stress abbaut und das Immunsystem stärkt. Gleichzeitig sind Wälder Lebensraum für mehr als 70 % aller terrestrischen Tier- und Pflanzenarten. Ihr Schutz ist essenziell, um das ökologische Gleichgewicht zu bewahren. Für viele Landbewohner stellen Wälder jedoch eine wirtschaftliche Grundlage dar: Die Forstwirtschaft schafft Einkommen und Arbeitsplätze, besonders in ländlichen Regionen. Ohne diese Einnahmen könnten viele Waldbesitzer ihre Flächen nicht erhalten. Doch während Städter häufig die ästhetischen und ökologischen Aspekte schätzen, stehen für Landbewohner oft die wirtschaftlichen Realitäten im Vordergrund. „ Wild“ und unangetastet oder wertvolles Gut? Diese unterschiedlichen Sichtweisen auf den Wald führen immer wieder zu Spannungen. Viele Städter wünschen sich Wälder, die „wild“ und unangetastet wirken. Sie fordern weniger Holzfällung und mehr Schutzgebiete. Dabei übersehen sie oft, dass ein ungenutzter Wald nicht automatisch gesund ist. Sturm-, Käfer- und Dürreschäden erfordern gezielte Pflege, die nur durch aktive Bewirtschaftung möglich ist. Für viele Waldbesitzer ist Holz ein wertvolles Gut, dessen Verkauf die Pflege und den Erhalt des Waldes finanziert. Der Druck, ökologisch nachhaltige, aber gleichzeitig rentable Forstwirtschaft zu betreiben, wächst durch die Erwartungen aus der Stadt und findet sich in Gesetzesvorschlägen wie dem Bundeswaldgesetz wieder. Besonders in der Nähe von Städten werden Wälder zudem stark für kostenfreie Freizeitaktivitäten genutzt. Wanderer, Mountainbiker und Hundebesitzer schaden oft unbewusst sensiblen Ökosystemen, die vor allem im Winter Schutz und Ruhe brauchen. Verständnis und Abbau von Vorurteilen durch Bildungsprojekte Anstatt in Gegensätzen zu denken, sollten Stadt und Land die Wälder als gemeinsames Gut betrachten. Ein Ansatzpunkt ist die Vermittlung von Waldwissen. Förster können Städtern in Workshops oder Führungen die komplexen Zusammenhänge des Waldmanagements erklären: Warum braucht ein Wald Pflege? Welche Rolle spielt Totholz? Solche Bildungsprojekte können Verständnis fördern und Vorurteile abbauen. Ebenso können Städter ihren Beitrag leisten, indem sie nachhaltige Holzprodukte kaufen oder ihren Papierverbrauch reduzieren. Regionales Holz ist ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaft und entlastet globale Wälder. Gemeinsame Projekte wie Aufforstungsinitiativen, bei denen Städter und Landbewohner zusammenarbeiten, schaffen ein Bewusstsein für die Verantwortung aller. Auch politische Maßnahmen sollten Waldbesitzern Anreize bieten, nachhaltige Praktiken umzusetzen, und gleichzeitig Naturschutzmaßnahmen finanzieren, anstatt ihnen den politischen Willen Einzelner aufzuoktroyieren. Städte könnten durch Patenschaftsprogramme oder finanzielle Beiträge Verantwortung übernehmen. Statt Wälder als getrennte Themen von Stadt und Land zu betrachten, sollten wir erkennen, dass sie uns alle verbinden. Der Schutz der Wälder ist keine Frage von „Wildnis oder Wirtschaftswald“, sondern eine Frage der Balance. Er erfordert Kompromisse und das Verständnis, dass Wälder vielfältigen Ansprüchen gerecht werden müssen – von Klimaschutz bis Freizeit, von Holzproduktion bis Biodiversität. Wenn Stadt und Land gemeinsam Verantwortung übernehmen, können wir die Wälder als Lebensgrundlage für kommende Generationen bewahren. Denn ob wir in einer Millionenstadt oder in einem kleinen Dorf leben: Ein gesunder Wald ist unser gemeinsames Erbe – und unsere gemeinsame Zukunft. Unser Gastautor Torben Hammer, studierter Forstwissenschaftler, berät private Forstbetriebe hinsichtlich innovativer Waldbewirtschaftungen und Märkte.
- Ziele der Grünen für den ländlichen Raum: Große Lücken
Die Grünen-Bundestagsfraktion beschreibt auf ihrer Website die ländlichen Räume mit treffenden Beobachtungen. Doch in ihren politischen Zielen fehlen entscheidende Punkte, um das Leben von Dorfbewohnern und Kleinstädtern zu verbessern Foto: pasja1000 Ein Lob der ländlichen Räume steht seit einigen Wochen auf der Homepage der Grünen im Bundestag : Sie betonen zu Recht, dass mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland gern auf dem Land lebt. Und dass ländliche Regionen in Deutschland vielfältig sind, von industriell geprägten Gebieten bis zu touristischen Orten. Die Grünen sehen eine große Chance für die ländlichen Räume: „Es ist das Zuhause von vielen Familien, das Handwerk ist stark vertreten und die erneuerbaren Energien kommen von hier.“ Die Grünen-Fraktion nennt Ziele: Sie will das Leben in ländlichen Regionen zukunftsfest und lebenswert gestalten, unter anderem durch bessere Infrastruktur, erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität. Dafür setzen die Abgeordneten auf eine finanzielle Unterstützung für Kommunen und Unternehmen. Land- und Forstwirtschaft kommen nicht vor Die Grünen würdigen die ländlichen Gebiete für Deutschlands Wohlstand, da sie die Hälfte der Wirtschaftsleistung erbringen. Das klingt erst einmal gut und richtig, und wer würde widersprechen? Sinnvoll ist es auch, eine nachhaltige Mobilität, eine gute Gesundheitsversorgung und eine digitale Infrastruktur für die ländlichen Räume anzustreben. Doch bemerkenswert ist, was unter dem Punkt „Das wollen wir anpacken“ steht – und was fehlt. Die grünen Bundestagsabgeordneten erwähnen weder die Land- noch Forstwirte, obwohl ihre Partei im Bund den Landwirtschaftsminister stellt und es rund 250.000 landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland gibt. Auch die zunehmende Zahl der Fernpendler – 3,9 Millionen legen zur Arbeit mehr als 50 Kilometer zurück – kommt nicht vor. Zwar wollen die Grünen den Öffentlichen Personennahverkehr mit Rufbus- und On-Demand-Systemen ausbauen. Doch das hilft denen nicht wirklich, die jeden Tag mit der Bahn, Bus oder Auto viele Kilometer zu ihren Arbeitsplätzen zurücklegen müssen. Was hat das Demokratiefördergesetz mit dem ländlichen Raum zu tun? Bedarfsgerecht ausstatten wollen die Grünen den Kinder- und Jugendplan, um zum Beispiel die Öffnung von Vereins- und Kirchenräumen für Jugendliche nach 17 Uhr zu fördern. Zudem wollen die Grünen für den ländlichen Raum das Demokratiefördergesetz anpacken, um zivilgesellschaftliches Engagement gegen Demokratiefeinde finanziell zu fördern, vor allem Projekte gegen Rechtsextremismus. Ein Entwurf liegt schon länger vor, scheiterte aber in der Ampel-Koalition an Vorbehalten der FDP. Die Liberalen verlangten zu Recht eine Extremismusklausel im Gesetz, um die Förderung linksradikaler Gruppen auszuschließen, was Grünen und Sozialdemokraten missfiel. Fördern wollen die Grünen „gemeinschaftliche Wohnformen für Senior*innen“, damit Menschen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Während man sich fragt, was der Kinder- und Jugendplan, altersgerechte Wohnungen und ein Demokratiefördergesetz explizit mit dem ländlichen Raum zu tun haben, kommen zentrale Fragen für dünn besiedelte Gebiete nicht vor. Zum Beispiel die Schließung von Krankenhäusern und damit verbunden weitere Wege zur nächsten Klinik. So bleibt angesichts der mageren Ziele der Eindruck, dass die Grünen viele Probleme gar nicht kennen, mit denen sich Landbewohnerinnen und -bewohner täglich herumschlagen. Ihre Behauptung, der Gegensatz zwischen Stadt und Land werde oft übertrieben, sehen viele Betroffene wohl anders.